Wolfgang Amadeus Mozart Die Zauberflöte Bayerische Staatsoper 7.1.2025
Wiederbelebte traditionelle Zauberflöte in München bejubelt
Über Jahre erfreute die Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“ durch den damaligen Intendanten August Everding das Münchner Opernpublikum. Nun nimmt die Bayerische Staatsoper eine Neueinstudierung dieser Inszenierung von 1978 wieder ins Programm, zur großen Freude des Publikums, wie an allen ausverkauften Aufführungen zu erkennen ist.
Kultstatus haben die Bühnenbilder von Jürgen Rose erreicht, der im Stil des Barocktheaters den Bühnenraum mit verschiedenen großflächigen gemalten Bühnenhintergründen, die rasch von oben heruntergelassen werden, die Handlung märchenhaft romantisch aber ausdruckskräftig erzählt. Sein Sternenhimmel mit Vollmond ist schon ein Synonym dieser Oper geworden. Er entführt die Zuschauer in eine heile Märchenwelt mit verhangenen Ruinen, einem ehrwürdigen Priestertempel mit griechischen Säulen, Feuerbrünsten und Wasserfällen.Seine vielfältig gestalteten Kostüme passen perfekt zu den Bildern, besonders die Königin der Nacht mit Juwelen besetzter Krone und dunkelblau schimmerndem Kleid.
Everding erzählt die Liebesgeschichte vom Prinzen Tamino und Pamina mit viel Gespür für die Personenführung inkl. Chor in den rasch wechselnden Szenen ohne Bruch, würdigt die Freimaurerelemente, die Mozart hier verewigte und würzt dies mit Komik gut portioniert in der Gestaltung der Rolle des Papageno. Ein zeitloses Lehrstück für Regisseure, auch wenn vieles altbacken traditionell wirkt, verfehlt es seine überzeugende unterhaltsame Wirkung nicht.
Musikalisch führt diese Neueinstudierung Nikolaj Szeps Znaider am Pult des Bayerischen Staatsorchester, welches bereits mit dem Komponisten selbst in seiner über 500 jährigen Geschichte musizierte. Seine Interpretation des Salzburger Genies Mozart ist leicht und transparent, im Tempo anspruchsvoll für manche Sänger aber nicht gehetzt. Den zahlreichen Melodien lässt er Raum zur Wirkung. Die Sänger unterstützt er mit zurückgenommener Lautstärke und einem breiten Klangteppich zur Untermalung. Unaufdringlich aber sehr präsent wirkt das Werk aus dem Orchestergraben. Der Chor der Bayerischen Staatsoper ist von Franz Obermair sehr gut vorbereitet und beteiligt sich authentisch am Handlungsgeschehen.
Das Sängerensemble ist gut gewählt mit einigen jungen frischen Stimmen. Tareq Nazmi ist ein würdiger sanftmütiger Sarastro mit warmen Bass, der mit großer Konzentration auf gut wahrnehmbare Aussprache wert legt. Pavol Breslik ist ein reifer Tamino. Seine Stimme hat an jugendlicher Strahlkraft verloren und erfreut mit sattem Ton und gut geführter Melodie. Ying Fang besticht als Pamina mit prächtigem Sopran, der bis in den Spitztönen silbern strahlt und leicht über alle Lagen geführt wird. Erfreulich ist die Wortdeutlichkeit und ihr anmutiges Spiel. Aigul Khismatulina kann als Königin der Nacht in den mörderischen Koloraturen bei ihrem Hausdebut nicht überzeugen. Die Spitzentöne ihrer kräftig hellen Stimme wirken zum Teil abgewürgt oder in der Vokalaussprache verzerrt. Mit Konstantin Krimmel ist die Rolle des Papageno als des guten normalen Menschen ideal besetzt. Als gebürtiger Bayer spricht er sympathisch im Dialekt gefärbt, hat ausreichend komisches Talent und singt mit seinem warmen dunkel timbrierten Bariton wunderbar seine Partie. Seinwoo Lee ist hierzu eine zu farblose Papagena. Zu recht zu wahren Publikumslieblingen mutieren die Solisten des Tölzer Knabenchor, die mit ihrem einnehmendem Auftreten und insbesondere mit ihren sicheren jugendlichen Stimmen eine ausgezeichnete reife Leistung abgeben. Als Monostatos bemüht sich Kevin Conners als Schurke.
Großer herzlicher Jubel und Applaus im ausverkauften Haus.
Dr. Helmut Pitsch
08. Januar 2025 | Drucken
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