Witzig spritzige drei Männer im Schnee am Gärtnerplatz

Xl_img_1635 © Christian POGO Zach

Er war ein kritischer, ein mutiger Schriftsteller und Mensch, der auch trotz aller Anfeindungen das nationalsozialistische Deutschland nicht verliess, sondern vielmehr ein Tagebuch führte, um später eine Chronik der Schreckensherrschaft zu verfassen. Beliebt und berühmt ist Erich Kästner für seine zahlreichen Kindergeschichten und seine Romane, die genauso unterhaltsam wie sozialkritisch sind. Der Grossteil seines literarischen Werkes entstand unter Pseudonymen und wurde in Tageszeitungen veröffentlicht. Erfolgreich wurden viele seiner Schöpfungen in den Nachkriegsjahren verfilmt. Dazu zählt auch der Roman 3 Männer im Schnee. 1955 in Wien und Tirol verfilmt wurde die Komödie über den schrulligen Fabrikanten und Millionär Tobler, der sich unter einem Pseudonym an einem Preisausschreiben seines Betriebes teilnimmt und den zweiten Preis gewinnt, ein Urlaub im Grand Hotel in einem Wintersportort. Als armer Herr Schulze checkt er ein und in der Verkleidung und Verwechslung bietet die Geschichte viel Stoff für Unterhaltung und kritische Blicke auf die vermeintlich noble Hotelgesellschaft inklusive Bediensteter.

Der überaus erfolgreiche Film gilt als Klassiker und auf dem Erfolg möchte die gleichnamige Revueoperette im Auftrag des Gärtnerplatztheater in München von Thomas Pigor getextet und komponiert anknüpfen. Am 31.Januar 2019 wurde das Werk am Gärtnerplatztheater erfolgreich uraufgeführt. Mit den flotten Rhythmen und Sprüchen und durch eine ausgefeilte moderne Regie vom Intendanten Josef Köpplinger erfreute sich die Revue Operette schnell grosser Beliebtheit. Vom Deutschen Musical Theater Preis in Hamburg wurde das Auftragswerk in der Kategorie "Beste Regie", "Bester Darsteller in einer Hauptrolle" und "bestes Bühnenbild" ausgezeichnet. Ein Grund mehr die Wiederaufnahme zu besuchen.

Ganz im Stil der 30iger Jahre, der Entstehungszeit der Romanvorlage sind die bunten Kostümkreationen von Dagmar Morell entworfen. Rainer Sinell entnimmt seine Bühnengestaltung den bekannten, von Bauhaus- und Kubismus geprägten, Ansichtskarten und Plakaten der Wintersportorte aus der gleichen Zeit. Die bemalten Bühnenkulissen können schnell gedreht und von oben heruntergelassen werden, sodass jeder Bühnenumbau sekundenschnell ohne Bruch von Statten geht. So im Fluss wird die Handlung von zündenden Melodien angeheizt. Geschickt entlehnt der Komponist für einzelne Darsteller den Charakter bekannter prägender Persönlichkeiten wie Zarah Leander für die verführerische Frau Calabre oder Hildegard Knef für die Hausdame und Geliebte Herrn Toblers Frau Claudia Kunkel. Dessen Tochter Hilde ist mit einem Schuss Marilyn Monroe aufgeblondet. Thomas Pigor bezeichnet sein Werk getroffen als Revue Operette, beide Genre sind klar in den verschiedenen Nummern erkennbar. Flotte Tanzeinlagen von Adam Cooper choreografiert erinnern an die prächtigen Revues von Berlin oder Paris der ausgehenden 20iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Besonders witzig und prägend ist ein Steptanz auf Schiern. So bieten die drei Stunden beste Unterhaltung und Musik für jeder Mann und Frau.

Dies gelingt aber insbesondere durch die zahlreichen Mitwirkenden, die mit ihrer ansteckenden Spielfreude und professionellen Gestaltung Musiktheater auf hohem Niveau bilden. Andreas Kowalewitz führt aus dem Orchestergraben routiniert und akzentuiert. Waschecht mutiert der Südtiroler Erwin Windegger zum kernigen Berliner Unternehmer Eduard Tobler, mit Schnauze und später auch Herz. Julia Klotz bleibt etwas spröde, dafür umso höhensicher als seine Tochter Hilde. Armin Kahl gewann mit spielerischem Gefühl und warmen Timbre im Gesang den Theaterpreis als bester Hauptdarsteller. Alexander Franzen als Johann Kesselhuth komplettiert die drei Männer und setzt mit einer Mischung aus Wiener Schmäh und deutscher Korrektheit ein markantes Rollenbild des Kammerdieners. Eduard Wildner gibt dem Portier Poller ein markantes Rollenbild. So sind die vielen handelnden Personen allesamt gut ausgewählt und gezeichnet. Der Chor und Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz mischt da gehörig mit und die kleinen Stars in kurzer Hose, Schal und Pudelmütze ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich. Das mit viel Jugend durchmischte Publikum reist mit und applaudiert mitgerissen und begeistert.

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