
Operngala Osterfestspiele Salzburg 15.4.2025
Wunderliche Begegnungen in der Operngala in Salzburg
Wunden und Wunder ist der Leitgedanke der diesjährigen Osterfestspiele in Salzburg und nach diesem wurde das Programm einer Operngala zur Halbzeit des Festivals ausgewählt. Ausschnitte aus den Opern Eugen Onegin und Pique Dame von Piotr I Tschaikowski sowie die Arie an den Mond aus Antonin Dvoraks Oper Rusalka stehen vor der Pause auf dem Programm. Mit Sondra Radvanovsky als Gast wurde der Abend besonders beworben. Die US Amerikanerin ist eine große Darstellerin auf der Bühne, so auch im Konzertsaal. Auch hier inszeniert sie ihre Auftritte und verleiht den einzelnen Rollen, in die sie in rascher Abfolge schlüpft, ein Gesicht. Die Auswahl der einzelnen Arien sind nicht immer zu ihrer kräftigen dunklen mitunter metallen forcierten Stimme passend. Tatjanas Briefarie oder die Arie der Rusalka entsprechen nicht mehr der ins dramatische Fach zuzuordnen Sopranistin. Es fehlt jugendliche Frische, die hohen Töne trifft sie meist zu laut mit Druck. Dafür überzeugt sie in Pique Dame und insbesondere als machtlüsterne Lady Macbeth nach der Pause. An ihrer Seite zeigt sich Boris Pinkhasovich, kurzfristig für Simon Keenlyside eingesprungen, wandlungsfähig und stimmlich bestens disponiert als stolzer Eugen Onegin oder perfider Macbeth. Ihm gelingt es Emotionen natürlich in die Interpretation zu legen. Seokjong Baek verfügt über eine imposante Tenorstimme mit Volumen und Höhe. Dem jungen Koreaner, der bereits einige Preise gewonnen hat, fehlt aber Ausdruck und Flexibilität in der Darstellung. Sein Vortrag der verschiedenen Arien wirkt uninspiriert von Text und Handlung und klingt gleichförmig in Lautstärke und Klang. Lediglich im finalen Duett mit Radvanovsky aus Andrea Chenier vermittelt er von der Partnerin inspiriert Emotionen. Auch Finnegan Downie Dear ist kurzfristig als Dirigent am Pult des Mozarteumorchester Salzburg eingesprungen. Anfänglich hölzern trocken in der Polonaise aus Eugen Onegin zeigt er sich als gefühlvoller Begleiter der selbst in den kurz aufeinanderfolgenden Arien mit dem Orchester gut unterstützt und Klanggebäude aufbauen kann. Die Musiker des Mozarteumsorchester spielen versiert mit freudigem Engagement.
Kräftiger kurzer Beifall ohne Zugabe am Ende.
Dr. Helmut Pitsch
18. April 2025 | Drucken
Kommentare