Würdevolle Matthäus Passion in Erl

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Johannes Sebastian Bach Die Matthäus Passion Tiroler Festspiele Erl 18.4.2025

Würdevolle Matthäus Passion in Erl

Passion unseres Herren Jesu Christi nach dem Evangelisten Matthäus in der Übersetzung von Martin Luther BVV 244

Für viele ist Ostern erst mit dem Erlebnis der Passionsmusik insbesondere von Johann Sebastian Bach ein rundes Fest. Die Matthäus und Johannes Passion sind die beiden einzigen vollständig erhaltenen authentischen Passionen des Meisters. 1727 bzw 1724 uraufgeführt sind diese Werke wahrhaft musikalische Dramen nach den Texten der Evangelisten in der Übersetzung von Martin Luther. Zu Bachs Lebzeiten wurden die Passionen nur zu wenig feierlichen Anlässen aufgeführt, erst 100 Jahre später konnte der 20 jährige Felix Menselssohn Bartholdy in Berlin die Werke wieder der Öffentlichkeit nahe bringen. Nunmehr sind diese nicht mehr aus dem österlichen Feierlichkeiten wegzudenken.

So auch bei den Tiroler Osterfestspielen in Erl. Unter der neuen Intendanz von Kammersänger Jonas Kaufmann wird auch diese Tradition zu einem Eckpfeiler seiner Programmgestaltung. Unter dem Barockspezialisten Heinz Ferlesch am Pult des Orchesters der Tiroler Festspiele entsteht im modernen nüchternen Festspielhaus in unmittelbarer Nachbarschaft zum berühmten Passionsspielhaus ein würdevolles intensives Hörerlebnis. Bestens vorbereitet gestalten der Chor der Tiroler Festspiele und insbesondere der Kinderchor der Schule für Chorkunst München die verschiedenen Handlungsrollen als auch den Choralklang in wohlgeformten sehr harmonisch zusammenfließenden Stimmen. Diktion und Intonation ist sicher und homogen. Mancher Chorsänger und Chorsängerin sind auch in kleineren Solorollen wie Judas oder Hohe Priester eingebunden.

Paul Schweinester ursprünglich als Tenor vorgesehen, ist kurzfristig als Evangelist für den erkrankten Charles Workman nachgerückt wie der Intendant persönlich kurz zur Einführung erzählt. Seine Stimme lässt die Wuchtigkeit, mit der diese Rolle oft ausgestattet wird, vermissen, dafür legt er eine lyrische Wehmut zur Leidensgeschichte auf. Die Höhen werden sehr schlank. Lukas Enoch Lemcke ist Ensemblemitglied im Gärtnerplatztheater und opernerfahren. Dies schimmert in seinem Auftritt als Jesus durch den er sehr cantabel mit seiner vollen Stimme umsetzt. Nochmehr arienhaft wirkt sein Kollege am Gärtnerplatz Daniel Gutmann als Bass, der mit Gespür Inhalt und Charakter seiner Rollen auskleidet. Johannes Bamberger ist nun kurzfristig als Tenor verpflichtet worden und überzeugt mit klarer gut geführter und wortdeulicher Interpretation. Lydia Teuscher ist als Sopran für Anett Fritsch gekommen und gemeinsam mit Katrin Wundsam als Alt passen die beiden Frauen farblich gut zusammen und ergänzen sich gut abgestimmt in ihren Partien.

Ein sichtlich ergriffenes und emorional eingebundenes Publikum im ausverkauften Haus folgt konzentriert und spendet am Ende viel Beifall.

Dr. Helmut Pitsch

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