Gaetano Donizetti Zoraida di Granata Teatro Sociale Bergamo 24.11.2024
Zoraida di Granata - Spannende Begegnung mit Donizettis Frühwerk in Bergamo
Erst seit 2009 wird das altehrwürdige Teatro Sociale, das älteste Opernhaus der oberitalienischen Stadt Bergamo wieder mit Opern bespielt und das viel zu selten. Liebevoll renoviert erblüht es in altem Glanz für 550 Zuschauer, die Decke gibt noch den Blick auf den Original Dachstuhl frei, Holzwände und Steinboden liefern eine gute Akustik, die Größe des Haus wirkt ideal für die Werke des großen Bürgers der Stadt Gaetano Donizetti, erhielt in nächster Nähe seinen ersten Musikunterricht bei Simon Mayr. Der angesehene bayerische Komponist wirkt erfolgreich in Bergamo und erkannte und förderte die Begabung Donizettis.
Zoraida di Granata zählt zu den vergessenen Frühwerken, 1924 entstanden und in Rom uraufgeführt. Der Stoff ist progressiv und erzählt den Kampf des maurischen Tyrannen Almuzir um die Hand und Gunst von Zoraida, die voll Hass auf den Usurpator stolz und unverhohlen zu ihrer aufrichtigen und innigen Liebe zu Abenamet steht. Durch die erzwungene Heirat mit Azimet rettet sie ihren zum Tode verurteilten Geliebten, der Untreue überführt und angeklagt rettet dieser Zoraida als unerkannter Held im Zweikampf. Azimut weicht seinen Gefühlen und segnet deren Verbindung.
Das Frühwerk erinnert an den älteren Zeitgenossen GIaocchino Rossini, gibt aber einige Hinweise auf die zukünftige Entwicklung des jungen Komponisten. Die Musik enthält zahlreiche intensive Duette, prägnante Arien, zumeist fehlt noch die geschmeidige Melodik und kompakte Dramatik der Spätwerke. Es handelt sich um eine typische Nummernoper mit verbindenden Rezitativen.
Das Orchestra Gli Originali spielt auf Originalinstrumenten aus der Zeit der Entstehung des Werkes so wie das Teatro Sociale selbst und vereint kann der Gast einen guten musikalischen Eindruck der Zeit.erleben. Alberto Zanardi entlockt den engagiert und aufmerksamen Musikern einen feinen transparenten Klang, indem er die alten Instrumente bestens abgestimmt aufspielen lässt. Auch mit den räumlichen Gegebenheiten kommt er gut zurecht. Ein großer Teil des Orchesters sitzt unter der Bühne, das Cembalo in einer seitlichen Loge.
Konu Kim hat die Rolle des Almuzir bereits in Wexford, dem Coproduzenten dieser Wiederbelebung erfolgreich gesungen. Der Koreaner erfreut mit guter Diktion und dem Text folgendem Spiel. Sein Tenor zeigt Kraft und Farbe aber auch nuancenreichen Ausdruck. Gut führt er die Melodien mit breitem Legato und strotzt in den Höhen. Zurückhaltend edel gestaltet mit viel Innigkeit Zuzana Markova die Titelheldin. Ihre Zoraida bleibt unnahbar, ernst im Spiel, umso mehr Emotionen legt sie in ihre feine und reine musikalische Deutung. Manche Koloratur wirkt kurzatmig, mit schön artikulierten Rezitativen und harmonischen Duetten überzeugt sie als siegreiche Heldin. Cecilia Molinari gestaltet Abenamet als Hosenrolle. Es gelingt ihr bestens den jungen ungestümen Feldherrn zu mimen, der treu ergeben seine Geliebte verteidigt und ohne diese nicht leben will. Stimmlich kann die junge Italienerin in der Hosenrolle mehr als überzeugen. Dunkel ist ihre Färbung, männlich fest die Intonation. Leicht führt sie die Melodien und kann ihre Emotionen formen. In der Rolle des verräterischen Intrigenschmied Aly lässt Valerio Morelli als Mitglied des Opernstudios aufhorchen. Routiniert wirkt sein Auftritt mit bester Bühnenpräsenz. Dazu eröffnet ihm sein korpulenter Bass fflexibel und ausdrucksstark seiner Rolle ein Profil zu geben. Lilla Takacs, ebenso Mitglied des Opernstudios, ist als Ines eine ehrliche und treue Begleiterin Zoraidas, die auch als Erzählerin von Donizetti eingesetzt wird. Ein weiteres Mitglied des Opernstudios, Tuty Hernandez, kann als Almanzor das starke Sängerensemble ergänzen. Der Coro dell‘Accademia Teatro alla Scala rundet zumeist als Soldaten mit heldenhaften bis stürmischen Auftritten das hohe Niveau ab. Salvo Sgro hat die Sänger bestens auch für diese Rarität eingestimmt.
Die Regie dieser Co Produktion stammt von Bruno Ravella. Gary Mc Cann bebildert die Bühne mit einer vom Krieg beschädigten Säulenhalle. Durch einen Holzparavant von oben herabgelassen mit arabischen Mustern schafft sie einen maurischen Palast in Granada. Immer wieder werden Tisch und Stühle aufgestellt, eine Neonröhre von oben herabgelassen, um Szenen zu gestalten. Ihre Kostüme sind modern, die Soldaten steckt sie in aktuelle Chamouflage. Gering sind dichte Momente in der Personenregie, zumeist wird an der Rampe statistisch gesungen.
Große Anerkennung und Zuspruch für das Werk vom begeisterten Publikum.
Dr. Helmut Pitsch
25. November 2024 | Drucken
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