Marina Abramovic Retrospektive Stedelijk Museum Amsterdam - ein Zeitdokument
Sie schrieb Geschichte mit ihren Performances, die die Zuschauer oder besser Mitwirkenden in den 70iger Jahren zu bisher nicht gekannten Reaktionen veranlassten. Die Serbin Marina Abramovich stellte ihren Körper, ihre Persönlichkeit und Wirkung in den Mittelpunkt. Es war die Statik, die alleinige Präsenz auf Dauer im Raum, die die Reizung beim Betrachter erzeugte. 1974 schockierte die Reaktion des Publikums die Fachwelt und Gesellschaft. Bis zur puren Gewalttätigkeit ergaben sich Handlungen an der bewegungslos im Raum liegenden Künstlerin. Ein Tisch mit 72 verschiedenen Gegenständen vom Filzstift, Lippenstift über Ketten bis zum Fleischermesser standen den Betrachtern zur freien Verfügung und alle Mittel wurden in der Galerie verwendet.
Hohe Beachtung und Publikumsinteresse fand 2010 ihre wochenlange Dauer Performance The Artist is present im Atrium des Museums for modern Art (MOMA) in New York. Bewegungslos saß sie über Wochen über 1500 Besuchern gegenüber. Unlängst ist sie auch auf mehreren Opernbühnen zu Gast gewesen. Mit ihrem aus verschiedenen Opern zusammengestellten Abend „The seven death of Maria Callas“ huldigt sie die griechische Ausnahmekünstlerin.
Die Tochter von Mitstreitern Titos für Jugoslawien studierte Malerei in ihrer Heimatstadt, wirkte bei Performances von Hermann Nitsch mit und entwickelte ihre eigene Konzeptkunst ab den 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts. Jahrelang arbeitete sie mit ihrem Lebensgefährten dem Holländer Ulay. Ihre letzte gemeinsame Realisierung, eine Wanderung auf der gesamten Chinesischen Mauer auf der jeder jeweils an einem Ende begann beendete beim Treffpunkt in der Mitte Ihre Beziehung und Zusammenarbeit.
Sowohl auf der Biennale in Venedig als auch auf der Documenta in Kassel hat die Konzeptkünstlerin mitgewirkt, zahlreiche Preise und Ehrungen wurden ihr zuteil. Sie unterrichtet an verschiedenen Kunsthochschulen und Akademien.
Über 13 Jahre hat die herausragende Vertreterin der Performance Kunst in Amsterdam gelebt, das Stedelijk Museum widmet ihr jetzt dort eine umfangreiche gut aufgearbeitete und präsentierte Retrospektive. Über 60 Werke aus über 50 Schaffensjahren werden aus- bzw dargestellt.
Dr. Helmut Pitsch
01. Juni 2024 | Drucken
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