Des war a Hetz - Zubin Metha über sein umjubeltes Konzert in Salzburg

Xl_8deda933-d525-4f84-9ed8-0adabc9230df © Marco Borelli

Des war a Hetz - Zubin Metha über sein umjubeltes Konzert in Salzburg

Geradezu auffällig rechtzeitig für die Salzburger Pfingstfestspiele öffnete die österreichische Politik die Tore der Kulturbetriebe. So kann das gefeierte und beliebte Festival, intimer als der große Bruder, die Sommerfestspiele und themengeleitet von statten gehen. Roma aeterna gibt Cecilia Bartoli als Titel auf und erweist ihrer geliebten Heimatstadt eine exquisite künstlerische Hommage. Als Poema Sinfonica im Programm spielt das Orchester des Maggio Musicale Fiorentino unter der Leitung von Zubin Mehta ein Programm mit vielfältigem Bezug zur ewigen Stadt. Zwei Jahre verweilte Felix Mendelssohn Bartholdy auf einer Bildungsreise in Italien auf den Spuren seines verehrten Johann Wolfgang von Goethe. Inspiriert von seinen Eindrücken schuf er 1832 in seiner 4. Symphonie eine wahre Ode an das Land und dessen Volksgeist und Kultur. Mehrmals überarbeitete er das Werk, sodass es erst nach seinem Tod gedruckt und in das Werkverzeichnis eingetragen wurde. In den vier Sätzen finden sich immer wieder Anlehnungen an Italienische Volksmusik insbesondere die beiden Ecksätze sprühen von italienischer Lebensfreude.

Viele Jahre arbeitet der indisch stämmige Dirigent Zubin Metha schon mit dem Maggio Fiorentino und dessen Orchester fruchtbar zusammen. Bestens erholt von einer schweren Erkrankung wirkt er resolut und sehr präsent am Pult. Spritzig setzt er den ersten Satz an, weichgezeichnet in den Betonungengreift er das zackige Hauptthema an, und läßt den ersten Satz  fliessen. Getragen begehrt das Andante gegen Lockerheit auf und deckt einen melancholischen Schmerz auf. Zubin Metha setzt die Instrumentengruppen klanglich nicht ab. Ein mächtiger Orchesterklang verstärkt seine ausgedrückte Sehnsucht. Erfrischt kommt das Orchester im dritten Satz in Fahrt und verfällt in einen Rausch zu Beginn des vierten Satzes. Der Saltarello zündet. Das Tänzerische lässt er aufblühen und begeistert das Publikum.

Ein Wiedersehen mit Maxim Vengerov bringt das Violinkonzert in e moll von Felix Mendelssohn. Nach einer Handverletzung in 2007 ist es ruhiger um den russischen Geigenvituosen geworden. Sein Spiel und seine Intrrpretation begeistern. Geschickt übernimmt er die Führung in diesem Konzert. Er haltet engen Kontakt mit dem Dirigenten und Orchester und hängt an der Geschwindigkeit fest. Virtuos in den Kadenzen, sicher im den Läufen und fest im Strich erlebt das Publikum den russischen Künstler in bester Form. In einer kurzen Ansprache bedankt er sich bei Zubin Metha, mit dem er eines seiner ersten Konzerte am Beginn seiner Karriere im Westen gestaltete. Mit der Sarabande von Johann Sebastian Bach als Zugabe gedenkt er den Künstlern, die durch Corona ihr Leben liessen.

Abschließend begleiten die Konzertbesucher das Orchester auf einer freudigen Wanderung durch die Pinienwälder Roms. Die Naturstimmung ist spürbar. Der Geist der Romantik prägt dieses symphonische Gedicht von Ottorino Respighi Pini di Roma. Wir bewegen uns an mehreren Plätzen Roms, deren unterschiedliches Erscheinungsbild formvollendet musikalisch umgesetzt wird, Vogelgezwitscher inklusive. Kraftvoll und rigoros spieit das Orchester, stilsicher findet es einen lockeren Ton. Ottorino Respighi studierte die Klassiker und der klassizistische Einfluss ist erkennbar. Mächtig führt das Orchester im Finale.

Mit einer intim italienischen Zugabe, dem Intermezzo aus der Oper Cavalleria Rusticana von Pietro Mascagni bedanken sich Dirigent und Orchester beim begeisterten Publikum und Cecilia Bartoli, der umsichtigen Intendantin der Pfingstfestspiele.

Standing Ovations für Maestro und Orchester. Salzburg erfüllt alle Erwartungen und festigt seinen Ruf.

Dr. Helmut Pitsch

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