Carmencita & friends Galaabend Pfingstfestspiele Salzburg 6.6.2022
Abschlußgala in Salzburg Es blüht so schön, wenn Cecilia’s Freunde singen
Was für ein Abend, was für eine Stimmung zum Abschluss der 10. Pfingstfestspiele unter der Ägide von Cecilia Bartoli. Die sympathische Römerin und gefeierte Sopranistin hat auch dieses Jahr wieder alle Erwartungen erfüllt, ja übertroffen. Wirtschaftlich sind die erreichten 98% Saalauslastung ein überwältigendes Ergebnis und künstlerisch haben sich ihre Programmzusammenstellung und Besetzungen bewährt.
Als besonderes Erleignis ist der letzte Abend unter dem Titel Carmencita & friends zu werten. Eine internationale feine Starbesetzung liefert einen Querschnitt durch Opern, die in Sevilla, dem diesjährigen Thema der Festspiele spielen. Les Musicien du Prince Monaco, 2016 von Cecilia Bartoli und der von ihr geführten Opera de Monte Carlo, sowie Musiker der Würth Philharmoniker begleiten als Orchester durch den Abend. Mit ihrem derzeitigen Chefdirigenten Gianluca Capuano arbeitet Bartoli schon viele Jahre zusammen. Er führt mit frischen fordernden Tempo, aber auch mit Sorgfalt und melodischem Gespür. Die Gestaltung der Bühne des großen Festspielhaues lädt zu einer optischen Reise in die Hauptstadt Andalusiens mit großen farbigen Impressionen auf die Rückwand der Bühne projiziert. Die Blütenpracht setzt sich in großen aufgestellten Blumentöpfen realiter fort
Zu Beginn steht Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni. Nach einer munteren Ouvertüre folgt Leporellos Registerarie mit dem spielfreudigen und erfrischenden Nicola Alaimo. Für Rolando Villazon übernimmt John Osborn die Arie des Don Ottavio Il mio tesoro mit Gefühl und feinem Tenor. Ildebrando D’Arcangelo besticht durch seine Flexibilität und Souveränität in einer feuerigen Champanerarie in Hochgeschwindigkeit. Viel Applaus folgt für Placido Domingo alls verführerischer Don Giovanni. Alterlos wirkt sein immer noch klarer sicherer Tenor, seine Bühnenpräsenz ist schon Legende. Dazu gesellt sich die Gastgeberin als verführte kokette Zerlina.
Bestechend ist der Gefangenchor aus Ludwig van Bethovens Fidelio vom Philharmonia Chor Wien. So folgt ein Highlight dem anderen mit Ausschnitten aus Carmen bis zur Pause. Auch Giuseppe Verdis Forza del Destino spielt in Sevilla. Mit der Arie des Don Alvaro begeistert Piotr Beczała mit seinem herrlich weichem Timbre und feingliedrigen Legati. Leider ist ihm nur ein Auftritt gegönnt.
Nach einem schwungvollen Schlusssextett aus dem Barbier von Sevilla kennt die Begeisterung im Publikum keine Grenzen und wird mit einer Weiterreise nach Neapel belohnt. Nach einer elegischen Tarantella trumpfen die Stars des Abends in einer hin- und mitreißenden Ensembleleistung von O Sole mio auf. Nur langsam leert sich das Große Festspielhaus in bester Stimmung. Salzburg und die Festspiele dokumentieren wieder ihre Sonderstellung im Kulturleben.
Dr. Helmut Pitsch
06. Juni 2022 | Drucken
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