Brigitte Fassbaender überzeugt und erfreut mit lebendig ästetisch umgesetzten Rheingold in Erl.

Xl_rheingold_erl_xiomara_bender © Xiomara Bender

Richard Wagner Das Rheingold Tiroler Festspiele 22.7.2024

Brigitte Fassbaender überzeugt und erfreut mit profunder Kenntnis des Ring des Nibelungen,  lebendig ästetisch umgesetzt.

Die diesjährige Saison der Festspiele ist getragen von zwei Aufführungszyklen von Richard Wagners Monumentalwerk „Der Ring des Nibelungen“.  Das Passionsspielhaus als Austragungsort mit seinen räumlichen Besonderheiten sowie limitierten technischen Möglichkeiten prägt den Charakter der Umsetzungen. Für viele Wagnerliebhaber ist dies eine Parallele zum Werkstattgedanken des Komponisten, sowie übt auch die ländliche Lage in dem Tiroler Bergdorf, das für seine jahrhundertealten Passionsspiele bekannt ist, besondere Reize aus.

Erstmals wird der gesamte, über die letzten drei Jahre, neuerarbeitete Ring in der Regie von Brigitte Fassbaender als Zyklus gezeigt. Kaspar Glarner belässt die Bühne leer und mit nur wenigen Requisiten wie einer Tafel mit Stühlen für die Rheintöchter oder Fauteuils und Umzugskisten für die Götter wird der Raum für Rheingold, dem Vorabend der Tetralogie gestaltet. Seine Kostüme sind modern, Anzüge und Kostüme für die Götter, Loge in knallgelb, ein bunter Froh mit blauen Haaren, die Rheintöchter mit schwarzen Bubikopfperücken und schwarzen engen langen Kleidern. Wesentlich sind die gediemte Lichtregie von Jan Hartmann sowie die Videoinstallationen von Bibi Abel, die Naturstimmungen wie den fließenden Rhein über die gesamten Bühnenwände projezieren.

Der Abend ist bestimmt von der hervorragenden auf Text und insbesondere Musik abgestimmte Personenregie von Brigitte Fassbaender. Sie dokumentiert ihre profunde Kenntnis der Werke und entwickelt einen spannenden anschaulichen Handlungsablauf, der auch geschickt humorvolle Szene locker miteinfliessen lässt, wenn Alberich tief um Schoss einer Rheintochter versinkt, Wotan den Umgang mit dem Tarnhelm ungeschickt versucht oder Froh sich mit dem Gewicht eines Kübel Rheingold abmüht. Durchgängig herrscht Dynamik, statischen Rampengesang gibt es nicht. Wieder hat die Regisseurin intensiv mit den Sängern zur Vorbereitung gearbeitet und aussgagemäss auch noch mehrere neue Ideen eingebracht. Die Anschaulichkeit der Handlung wird durch die intime Nähe zu den Sängern verstärkt. Es fehlt ein Orchestergraben, dieses nimmt im Bühnenhintergrund auf einer Tribüne hinter einem transparenten Vorhang Platz. Klanglich ebenso eine Besonderheit mit einer ausgewogenen Balance mit den Sängern. Erik Nielsen steht am Pult des Tiroler Festspielorchesters. Der musikalische Leiter der Tiroler Festspiele hat in den letzten Jahren seine Interpretation geschärft, an der Durchsichtigkeit der Partitur, der Präsenz der Leitmotive sowie an einem nuanciertem Volumen gearbeitet. In der Wahl des Tempo findet er sängerfreundlich einen Modus, der die Textverständlichkeit unterstützt. An manchen Einsätzen und einem einheitlichen Klang sind Defizite hörbar.

Thomas de Vries ist ein dunkler verschlagener Alberich. Er führt seine Stimme leicht in den Melodien und verdeckt gut seine bösen Absichten. Eindringlich wirkt sein Fluch. Sein göttlicher Widersacher ist mit Simon Bailey bestens besetzt. Seine Spielfreude ist überzeugend, dazu kennt sein Bariton keine Schwierigkeiten mit der umfangreichen zentralen Rolle des Wotan. Im blauen Anzug mit Krawatte und Weste ist er Geschäftsmann mit Autorität. Ian Koziara fehlt als Loge die Verschlagenheit und Ironie, ist er doch ein geschickter Drahtzieher im Hintergrund.

Peter Marsh ist ein süffisanter Mime ohne Mitgefühl oder auch Angest gegenüber seinem machthungrigen Bruder.Bianca Andrew in strengem Kostüm und roten Haaren ist eine kühle reservierte Fricka. Eleganz und Weiblichkeit bietet Zanda Svede als Erda mit schön gefärbten warmen Mezzo.

Robert Pomakov bleibt als Fasolt mit Ansätzen eines Vibrato ein leidenschaftlicher Riese, der für Antony Robin Schneider als kraftstrotzender Fafner ein einfaches Opfer wird. Manuel Walser ist ein Donner, wenig polternd mit zu kleiner Stimme, Brian Michael Moore steht als feiner lyrischer Froh zur Seite.

Viel Jubel und Begeisterung im ausverkauften Saal, traditionsbewusste Wagnerianer feiern einen gelungenen Abend ohne Hässlichkeiten oder überzogenen Regieideen.

 

Dr. Helmut Pitsch

 

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