Giacomo Puccini Manon Lescaut Teatro Regio Torino 26.10.2024
Große Gefühle in schwarz/weiß - Puccinis Manon Lescaut in Turin
Als weiterer Abend der aktuellen Trilogie Manon - drei Opern, drei Komponisten eine Titelheldin - am Teatro Regio in Turin steht mit Giacomo Puccinis Manon Lescaut das wohl bekannteste lyrische Drama über die tragische Geschichte der jungen Titelheldin auf dem Programm. In Puccinis Verarbeitung wird Manon, die spontan sich in den Studenten Des Grieux verliebt und mit ihm dem befohlenen Klosterleben entflieht für ihre Luxussucht zur Verbannung in Amerika verurteilt. Des Grieux folgt ihr auf das Schiff und Manon stirbt in seinen Armen in der neuen Welt.
Wieder bedient sich Arnaud Bernard, Regisseur der derzeit laufenden Trilogie Manon, der Verbindung Film und Oper in seinem durchgängigen Konzept, um die drei Abende zu verbinden. Als cineastische Brücke wählte er den französischen Filmstar „Arletty“ Leonie Bathiat und Ausschnitte aus ihrem Film Le jour se leve - Regie Marcel Carne aus 1939.
Zur Ouvertüre hat Bernard wieder passende Sequenzen aus dem Stummfilm ausgewählt und wir befinden uns auf der Bühne von Alessandro Camera in einer eleganten schwarz weiß gehaltenen Bahnhofsbar. Danach wechseln wir nach einer weiteren Filmsequenz im zweiten Bild in das luxuriöse Heim Gerontes. Manche Charaktere auf der Bühne sind aus dem Film entnommen.
Manon Lescaut (Puccini) - Teatro Regio di Torino (2024)
Zahlreiche Videoausschnitte werden zum prächtig gefühlvoll vom Orchester des Teatro Regio unter Renato Palumbo vorgetragenen Zwischenspiel auf die geschlossene Bühne projeziert. Es sind derer zuviele und der akustische Genuss wird optisch überfrachtet. Vor einer schwarzen Wand mit der Aufschrift Embarquement erlebt der Zuschauer die Verfrachtung Manons nach Amerika, Des Grieux schafft es den Kapitän für eine Überfahrt zu beknien, ein vorheriger Befreiungsversuch seiner Geliebten misslingt. Ein kleiner Sandhügel vor einer großen Videoleinwand wird im Finale zur Endstation der Liebesgeschichte.
Erika Grimaldi verkörpert eine wandlungsfähige Manon. Mit ihrem schön gefärbten Sopran gelingt eine facettenreiche gesangliche Darstellung mit sicheren geformten Tönen in allen Lagen. Ihren Geliebten Renato Des Grieux gestaltet Roberto Aronica unkultiviert mit überzogener Lautstärke und hemmt so die gefühlvolle Entwicklung des Abends. Alessandro Luongo ist ein präsenter Lescaut mit einen gut geführten Bariton. Carlo Lepore ein dumpfer, spiessiger gut gespielter Geronte.
Sehr sicher und bestens von Ulisse Trabacchin vorbereitet, trägt der Chor des Teatro Regio zum munteren Geschehen auf der Bühne bei. Renato Palumbo führt souverän mit beherrschten Tempi und wunderbar entwickelten Melodieteppichen Orchester und Sänger sowie den Chor durch den Abend.
Großer Beifall für den gefühlvollen, spannenden Opernabend.
Dr. Helmut Pitsch
28. Oktober 2024 | Drucken
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