Großes Finale der 100. Festspiele Arena di Verona mit Starbesetzung

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Giuseppe Verdi La Traviata Festival Arena di Verona 9.September 2023

Großes Finale der 100. Festspiele Arena di Verona mit Starbesetzung

Anna Netrebko singt und siegt in der Arena

Es war Ihr Abend und das Publikum feierte sie für eine unvergessliche Darbietung. Anna Netrebko war d e r Star für eine krönende Abschlussvorstellung zur hundert Jahrfeier der beim breiten Publikum so beliebten Festspiele in der einmaligen Kulisse der römischen Arena von Verona. Dort wo vor 2000 Jahren Gladiatoren um ihr Leben kämpften, begeistern nun Sänger und Sängerinnen sowie Musiker in spektakulären Bühnenbildern und Inszenierungen. 1913 anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi wurde am 10. August seine Oper Aida aufgeführt und die Wiederbelebung des Bauwerkes als große Opern- und Konzertbühne eingeleitet. Dieses Jahr feiert Verona und das internationale Opernpublikum die 100. Saison. In den Sommermonaten verwandelt sich das außerordentliche Kulturgut zu einem Freiluftopernhaus ersten Ranges mit eindrucksvoller Akustik. Von Juni bis September finden nahezu täglich Opernaufführungen statt und bis zu 22.000 Zuseher können dem Erlebnis beiwohnen. Legendär sind die Aufführungen von Aida mit lebendigen Elefanten und Kamelen in anschaulich antiker ägyptischer Kulisse.

Auch in der 2019 erstmals gezeigten Inszenierung von Franco Zeffirelli von Giuseppe Verdis La Traviata wird der Abend zum Erlebnis für Aug und Ohr. Bevor das Orchester in zarten Tönen einsetzt, erlebt das Publikum einen eleganten Trauerzug mit Kutsche und schwarzem Rappen. Mit Inspiration und Gefühl leitet Marco Armiliato das großbesetzte Orchester der Festspiele durch die Ouvertüre, die die emotionale Liebesgeschichte und Tragödie der Violetta Valery vorwegnimmt. Als Kurtisane lebt sie prunkvoll in Paris in einem zweistöckigen Palais. Zeffirelli hat hier einen in jedem Detail fein ausgearbeiteten realistischen Bühnenaufbau gestaltet. Die Kostüme von Maurizio Millenotti sind ebenso geschmackvoll und der Mode des frühen 19. Jahrhunderts nachempfunden. Der Fluchtort auf dem Land des Liebespaares ist wieder ebenso stimmungsvoll. Ein ehrfürchtiges Staunen und einen Sonderapplaus gibt es für den folgenden Umbau zum prächtigen Stadtpalais von Flora Bervoix. Ein wahrer Traum für Liebhauer opulenter Regietradition mitsamt goldenem Feuerwerk. Es ist Zeffirellis letzte Regiearbeit und er zeigt hier seine Könnerschaft, Räume zu gestalten und noch mehr zu bespielen. Es ist beeindruckend wie er Massenszenen führt, die Protagonisten sind klar erkennbar, der umfangreiche Chor fügt sich harmonisch mit wenigen Bewegungen aber guter Verteilung über die große Bühne ein, eröffnet kleine Nebenschauplätze aber ohne abzulenken. Roberto Gabbiani hat den Coro della Fondazione Arena di Verona bestens einstudiert, nahezu jede Phrase ist verständlich so einheitlich fungieren die Stimmen, Einsätze und Modulationen der Lautstärke erfolgen präzise. Auch aus dem Graben heraus fügt Armilliato gekonnt Instrumente und Stimmen zusammen.


La Traviata Festival Arena di Verona 2023 (c) EnneviFoto

Die Solisten des Abends sind erstklassig und begeistern. Anna Netrebko zeigt die Reife ihrer Stimme, mit Ausdruck gewinnt ihre Tiefe und in der Höhe ist sie unverändert sicher und beweglich. Größtes Können präsentiert sie in der Interpretation von Gefühlen und Stimmungen und in ihrem schauspielerischen Talent.  Zerbrechlich entwickelt sich ihre Liebe hingebungsvoll in die Beziehung, stolz und ehrenhaft stemmt sie sich gegen den rüden Vater ihres Geliebten. In den letzten Momenten der zum Tode geweihten entwickelt sie gebieterisch Größe und Vergebung, berührend ihre Todesahnung und Tod. Das Publikum ist hingerissen und muss das Dargebotene verdauen. Mit Freddie de Tommaso hat sie einen ebenso überzeugenden Alfredo als Partner. Seine Tenorstimme hat an Glanz und Sicherheit gewonnen, er weiß seine Arien mit gehaltvollen Legati auszuschmücken und tritt beweglicher auf der Bühne auf. Mit Luca Salsi steht ein Routinier als Vater Germont auf der Bühne der Atmosphäre erzeugen kann. Sein gehaltvoller mit Wärme und Farbe unterlegter Bariton unterstützt ihn dabei. So wird die schicksalshafte Begegnung von ihm und Violetta einmal mehr zu einem Höhepunkt des Abends. Mit seiner rührseligen Familiengeschichte öffnet er das Herz der sensiblen Geliebten seines Sohnes und erreicht ihr unermessliche Opfer, dessen tragischer Ausgang die Zuschauer berührt. Auch in allen weiteren Rollen überzeugen die Darsteller wie Yao Bohui als Anina und Sofia Koberidze als Flora Bervoix.

Groß ist die Begeisterung und der Applaus mehr als kräftig. Einmal mehr zeigt Verona große Oper und erfreut eine stattliche Zahl von Besuchern in der ausverkauften Arena. Ein würdiger Abschluß für ein großes internationales Festival.

Dr, Helmut Pitsch

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