Rom - Hohe musikalische Qualität in traditionellem Glanz im neuen Otello

Xl_2c287d14-21f9-471b-b75d-8a6164682203 © Fabrizio Sasoni Teatro dell‘Opera di Roma

Giuseppe Verdi Otello Teatro dell‘Opera di Roma 1.6.2024 Premiere

Hohe musikalische Qualität in traditionellem Glanz - der neue Otello in Rom

Wasser und Feuer sind für Allex Aguilera, dem Regisseur der Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Spätwerk Otello am Opernhaus der italienischen Hauptstadt, die tragenden Elemente. Das Unwetter zu Beginn symbolisiert Wasser sowie die Kraft und Macht des Titelhelden. Aber auch dessen Verletzlichkeit, wenn er seine Geliebte Desdemona im Wasser ertränkt. Das Feuer symbolisiert dessen brennende Liebe und Gefühle für Desdemona, das durch die Eifersucht ausgelöscht wird. Die Tragödie lässt er in einem Bühnenbild von Bruno de Lavenere spielen, das einen Innhof in einem typischen Renaissance Palast darstellt. Auffällig und fremdartig ist ein metallener Steg quer über die Bühne und eine Wendeltreppe. Die Bühne ist in dieser traditionellen Inszenierung dunkel ausgeleuchtet. Mit Videoeffekten von Etienne Guiol im Hintergrund wird die herannahende finale Tragödie durch schrittweise einstürzende Gebäudeteile vorweggenommen. Die elegante historischen Kostüme hat Francoise Raybaud Pace entworfen.

Mit Daniel Oren steht ein international anerkannter Experte für das italienische Fach am Pult des Orchesters des römischen Opernhauses. Von Leonard Bernstein wurde er als 13 jähriger als Vocalsolist entdeckt, danach folgte eine Karriere an zahlreichen Opernhäusern, Italien wurde seine Heimat, wo er oft zu erleben ist. Er versteht es schmetternd wirkungsvoll das Orchester im Tutti aufspielen zu lassen. Das Unwetter rauscht förmlich durch den Saal, auch der gut vorbereitete Chor schallt wirkungsvoll. Aber er findet auch die feinen Nuancen, schmückt die Gefühlsregungen der Darsteller gekonnt aus und begleitet samten weich in den Duetten und Arien von Desdemona und Otello. Dunkel griffig zeichnet er die Auftritte des Unheilsbringer Jago. Er verinnerlicht Verdis Aussage der „Pariola scenica“, der szenischen Worte, die er durch die Musiker komplettiert.

Auch sängerisch läuft diese Neuinszenierung auf hohem Niveau. Gregory Kunde wird seit Jahren als Idealbesetzung von Otello geführt, die ersten Ermüdungen seiner Stimme sind erkenntlich. So verkörpert er einen in die Jahre gekommenen Helden, der unter der Last der Aufgabe müde wirkt, Die Eifersuchtsgefühle lassen ihn aufleben und geradezu danach zehren. Stimmlich sitzt die Rolle gut, die Höhen erreicht er mühelos und seinen warmen Schmelz setzt in feinen Legati ein. Mit Igor Golovatenko als Jago hat er einen draufgängerischen respektlosen Gegenspieler. Kalt und arrogant gängelt er seine Mitspieler. Sein dunkler Bariton hat Kraft und Flexibilität in der Farbe und im Ausdruck. Auch im Piani bleibt er schön präsent. Dazu zeigt er sein darstellerisches Talent. Roberta Mantegna ist eine naive folgsame Desdemona, die treugläubig ihrem Schicksal erliegt. In ihrem Spiel unbeweglich zeigt sie wenig Gesten der Auflehnung. Ihr Sopran passt engelsgleich und klar zum Rollenbild. Gefühlvoll besingt sie traurig die Weiden, anmutig und gläubig betet sie ihr Ave Maria. Irene Savignano zeigt am Totenbett Desdemonas ihre kräftige ins dramatische gehende Stimme. Elegant ist ihre Haltung und Gestik. Piotr Buszewski ist eine sichere Besetzung des Cassio, der sich in der Rolle viel Raum nimmt.

Große Begeisterung beim Premierenpublikum für das Orchester, Dirgent und Sänger, herzlich höflich ist die Zustimmung für das Regieteam.

Dr. Helmut Pitsch

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