Samsons Kraft am Pult in Innsbruck

Xl_img_1632 © Landestheater.at

Samson und Dalila ist wohl die erfolgreichste der dreizehn Opern von Camille Saint Saens. Auch diese brauchte Zeit, bis sie ihren Weg auf die Spielpläne fand. 1877 wurde sie mit grosser Unterstützung in deutsch durch Franz Liszt in Weimar uraufgeführt. Erst 1890 fand sie ihren Weg nach Paris, auf den Spielplänen der Opernhäuser ist sie immer noch selten zu finden. Dabei schäumt die Partitur nur von romantischen Melodien, ist spannungsgeladen und mit einem Schuss orientalischer Folklore gemixt. Die grosse Arie der Dalila sowie die Ballettmusik aus dem dritten Akt haben ihren Weg in Konzertsäle gefunden und erfreuen sich grosser Beliebtheit.

Das Tiroler Landestheater präsentiert nun eine konzertante Aufführung dieses biblischen Stoffes von 1000 v Chr., um den siegreichen Samson als Führer der Hebräer.. Nur die List einer habgierigen Frau im Dienste der Philister bringt ihn zur Fall. Sie erobert sein Begehren und entlockt ihm das Geheimnis .Seine lange Haarpracht symbolisiert seine Unbesiergbarkeit und seine übermenschlichen Kräfte. Im Schlaf schneidet sie ihm seine Haarpracht ab und die Hebräer sind besiegt. In der Oper ist Dalila eine Priesterin..

Einer vollen Haarpracht erfreut sich auch Kerem Hasan, der neue Generalmusikdirektor der Tiroler Symphonieorchesters und Dirigent des Abends. In ihm scheint die Kraft und List des Titelhelden zu stecken. Ruhig und unprätentiös, immer konzentriert gibt er den Takt vor und zeigt mit kleiner Geste grosse Einsätze. Siegestrunken folgt ihm Chor und Orchester. Es wird eine packende musikalische Interpretation. Fein sind die Lautstärkenwechsel abgestimmt, nie wird es aufbrausend laut oder zu laut. Schwungvoll schnell aber nie gehetzt sind die Tempi, gut für die Sänger und Bläser, die so zur vollen Geltung kommen können. Farbenreich und transparent ist die Tonsprache. Mitreissend aus dem nichts schwingt sich die Ballettmusik auf und reisst das Publikum förmlich mit. Basar und Harem tauchen in den Vorstellungen bildhaft auf.

Michel Roberge hat den Chor des Tiroler Landestheaters bestens auf diese anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet. Präsent nimmt der Chor die sehr aktive Rolle des Volkes wahr. Der Russe Viktor Antipenko verfügt über einen mächtigen vollen Tenor, der fest und schön in der Mittellage sitzt, zu Höhen schwingt er sich nur mässig auf und verliert an Farbe und Kraft. Er verleiht Samson heldenhafte Manneskraft und zeigt sich in seinem Leid auch romantisch lyrisch. Kraftvoll und streitbar ist der Mezzo von Nadia Krasteva, den die Sängerin aber sehr bewusst in Griff behält und jegliche dramatische Schrille zurückhält. Immer wieder führt sie die Melodien zurückhaltend cantilenenhaft. Ihre grosse Arie Mon coeur s ouvre a ta voix gelingt formschön und weich, aber betört nicht, trotz einfühlsamer Begleitung durch das Orchester. Ivan Krutikov verfügt ebenfalls über ein grosses Stimmvolumen, aber über wenig Ausdruckskraft. Französisch scheint auch nicht seine Stärke zu sein, er bleibt unverständlich und steif ohne Regung als Oberpriester des Dagon. Routiniert führt der junge Dirigent Sänger und Orchester musikalisch dem finalen Höhepunkt zu, Samson gewinnt für einen Moment seine Kraft zurück und bringt mit seinen blossen Händen den Tempel zum Einsturz. Knapp und prägnant endet die Partitur am Höhepunkt. Grosse Begeisterung folgt beim Publikum

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