500 Jahre zwischen Alt und Neu bei der Trigonale-Eröffnung

Xl_piccinini-colombo-st_veit-trigonale-9-22 © Stefan Schweiger

„Kyrie eleison“: Von Anfang an stiegen wunderbar intonationsrein die A cappella Gesänge zuerst ganz sanft und dann intensiver und immer strahlender in den Kirchenraum empor und vereinigten sich zu größtmöglicher Homogenität.Obwohl von zwölf Sängerinnen und Sängern stammend klangen sie glasklar und ungemein kultiviert: Das britische Vokalensembles „Gallicantus“, das nicht umsonst als eines der besten Vokalensembles der Alten Musik gilt, war wieder bei der Trigonale, dem Festival der Alten Musik  zu erleben und zwar zuerst mit einem über 500 Jahre alten Werk: Denn um 1500 schrieb der franko-flämische Renaissancekomponist Antoine Brumel seine „Missa et ecce terrae motus“ die sogenannte „Erdbebenmesse“, die beim Eröffnungskonzert in der übervollen Seminarkirche in Tanzenberg, nördlich von Klagenfurt, in Kärnten, auf das Publikum eine starke, meditative Wirkung erzielte.

Und dann konnte der Unterschied nicht größer sein, denn es folgte die „Mass for the Endangered“ („Messe für die Bedrohten“) aus 2018 von Sarah Kirkland Snider, einer 48-jährigen US-Amerikanerin: Eine Hymne für die Stimmlosen und Vergessenen, ein Requiem für die noch nicht Verstorbenen. Es ist ein mäßig modernes Stück, fast zur Gänze tonal, hochmelodiös, ebenfalls eine starke Wirkung erzielend. Hier wirkte neben dem exzellenten „Gallicantus“ auch das diesjährige „Ensemble in Residence“ mit, zwölf hochmotivierte Musikerinnen und Musiker, unter der Konzertmeisterin Polina Winkler, die alle gemeinsam unter der Leitung des souveränen Dirigenten Gabriel Crouch klangschön und fein spielten.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 


 

 

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