„Wälse, Wälse, wo ist dein Schwert?“ - Was für eine Stimme! Mit unerschöpflicher Kraft und immens anhaltender Länge sowie sicheren, mühelosen und leuchtenden Höhen wie auch exemplarischer Textverständlichkeit konnte Zurab Zurabishvili nicht nur bei den berühmt-gefürchteten Wälse-Rufen bei „Ein Schwert verhieß mir der Vater“ aus Richard Wagners „Die Walküre“ begeistern sondern auch im italienischen, französischen und russischen Fach. Beim Abschlusskonzert der Millstätter Musikwochen in Kärnten faszinierte der 47-jährige georgische Tenor, der auch am Mozarteum in Salzburg ausgebildet wurde und weltweit an bedeutenden Opernhäusern singt, in der herrlichen Stiftskirche aber auch großer Differenziertheit, feinen Piani und einem betörenden Timbre mit viel Schmelz. Sein berückender Stimmklang klang in allen Registern voll und saftig. Seine sängerische Intelligenz paarte sich immer mit immenser Musikalität. Zudem gestaltete, ja durchlebte er die Arien in fünf verschiedenen Sprachen regelrecht: Sei es mit Hits wie „E lucevan le stelle“ aus Giacomo Puccinis „Toscas“, wo die Sterne tatsächlich blitzten, oder vom selben Komponisten „Ch‘ella mi creda libero e lontano“, der schönsten melodischen Eingebung aus seiner „La fanciulla del west“ oder eine Arie des Hermann aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskys „Pique dame“. Sei es aber auch bei Raritäten aus Opern von Riccardo Zandonai „Giulietta e Romeo“ („Giulietta, son io“) oder Giacomo Meyerbeer „l’Africaine“ (O paradis). Dazwischen mischte er geschickt neapolitanische Lieder hauptsächlich von Francesco Paolo Tosti, etwa „Preghiera“ oder „L’ultima canzone“. Natürlich durfte auch der Hit „O sole mio“ von Eduardo Di Capua zum Finale nicht fehlen. Und als eine der Zugaben erklang noch ein wunderbares Lied aus seiner Heimat Georgien.
Für die einfühlsame und exzellente Begleitung sorgte der italienische Pianist und Korrepetitor vom Salzburger Mozarteum Alessandro Misciasci am Flügel, der auch mit Solostücken, einem „Impromptu“ op. 90 Nr. 1 von Franz Schubert, den „Fünf Preludes“ von Alexander Skrjabin und der „Pavane pour une infante défunte“ von Maurice Ravel mit leichter Hand glänzen konnte.
Großer Jubel und ein wahrhaft fulminanter Abschluss der diesjährigen, trotz der Corona-Pandemie höchst erfolgreichen und immer sehr gut besuchten Musikwochen.
Dr. Helmut Christian Mayer
05. Oktober 2020 | Drucken
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