Abschlusskonzert des Festivals „Sonusiade“ in Neuhaus/Suha: Stimmungsvolle Reise durch den Winter

Xl_klimbacher-okerlund-neuhaus-sonusiade-10-23 © Helmut Christian Mayer

„Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“: Die Schlichtheit und Einprägsamkeit in Text und Melodie und der Volksliedcharakter dieses berühmt-berührenden Liedes faszinieren immer wieder. Es zählt zum Zyklus „Die Winterreise“, aus 24 Liedern für Singstimme und Klavier bestehend und auf Gedichten von Wilhelm Müller basierend, der nicht nur als Höhepunkt in Franz Schuberts Liedschaffen zählt, sondern als Gipfel des deutschen Kunstlieds überhaupt. Im Herbst 1827 komponierte Schubert seinen Zyklus „schauerlicher Lieder“. Es ist Winter - zumindest im Herzen des Wanderers. Nachts bricht er auf, eilt aus der Stadt, will alles hinter sich lassen. Doch es fällt ihm nicht leicht: Immer wieder blickt er zurück und schwelgt in süßer Erinnerung an glücklichere Tage. Hin und her gerissen zwischen Verbitterung, Hoffnung und Todessehnsucht schwankt er von einem Gefühlsextrem ins andere.

Und er fasziniert umso mehr, wenn er so gesungen wird, wie jetzt zum Abschluss des heurigen Südkärntner Festivals der „Sonusiade“ im Liaunig Museum in Neuhaus/Suha im Kreise der Bilderwelt des Grazer Malers Franz Ringel (1940-2011) von Georg Klimbacher: Er gilt als vielseitiger und wandlungsfähiger Sänger der jungen Generation. Schlank ist sein Bariton, vorbildlich wortdeutlich seine Diktion, herrlich seine Phrasierung. Der 38-jährige aus Gurk in Kärnten stammende Liedsänger bewies auch, dass er ein großer Stilist und großer Gestalter ist. Hochkonzentriert sang er über die dunkleren Themen, wobei der zwischen Idylle und bitterer Realität schwankende „Frühlingstraum“ und auch „Der Leiermann“ besonders hervorstachen. Besonders ergreifend erklang auch „Der Wegweiser“ mit den Schlussversen: „Eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück.“ Dieses Lied, wie auch der gesamte „Zyklus“ wurden in memoriam Herbert Liaunig gewidmet, dem Gründer des Museums, der Ende September verstorben ist.

Anfänglich etwas zu dominant erwies sich Kristin Okerlund, die kurzfristig für den erkrankten Pianisten Graham Johnson eingesprungen war, als einfühlsame Reisebegleiterin durch den Winter am Klavier.

Das Publikum bedankte sich mit heftigem Applaus und etlichen Bravi-Rufen.

Dr. Helmut Christian Mayer

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading