Anna Netrebko und Yusif Eyvazov beim Ljubljana Festival: Ein Fest der Stimmen

Xl_netrebko-eyvazov-laibach-8-20-2 © Darja Štravs Tisu

Ein heftiges Gewitter mit Blitz, Donner und Wolkenbruch tobte bis knapp vor dem Beginn. Dabei hatten die Veranstalter das Konzert wegen prognostizierten Schlechtwetters für den geplanten Termin ohnedies einen Tag vorverlegt. Dann startete man am Kongress Platz, dem zentralen Platz in Laibach mit rund 20 Minuten Verspätung trotz Regens, wobei die Zuschauer anfänglich großteils mit aufgespannten Regenschirmen sitzen mussten. Schließlich hatte der Wettergott aber doch ein Einsehen, er ließ den Regen bald aufhören, sodass man das prächtige und bunt beleuchtete Konzerthaus der Slowenischen Philharmonie im Hintergrund nun wunderbar sehen konnte.

Und dann kam sie, auf deren Auftritt beim Ljubljana Festival alle entgegengefiebert hatten, in einer prächtigen, roten Robe mit glitzernden Pailletten: Anna Netrebko. Wieder einmal erlebte man, dass sich die Starsopranistin am Höhepunkt ihrer Stimm- und Gestaltungskunst befindet: Von zart bis zu leidenschaftlichen Ausbrüchen reichte die reiche Palette ihrer Ausdrucksmöglichkeiten. Zudem erlebte man ein weites Farbspektrum, delikate Legatokultur, funkelnde Höhen und edle Eleganz ihres dunklen, samtigen Soprans. Sie startete gleich saftig mit der großen Arie der Elisabeth „Tu che e vanità“ aus Giuseppe Verdis “Don Carlo”. Sehnsuchtsvoll geriet ihr Antonín Dvoraks Arie an den Mond, den „Rusalka“ im spiegelnden Teich besingt, innig das Gebet der „Tosca“von Giacomo Puccini „Vissi d‘arte“.

Völlig erschlankt sang ihr Gatte Yusif Eyvazov mit seinem riesengroßen und höhensicheren Tenor. Seine Interpretationen haben deutlich an Kultiviertheit und Nuancenreichtum zugelegt. Auch sein speziell in der Mittellage sehr metallisches Timbre störte weniger. Ihn erlebte man etwa bei der Arie des Turiddu „Mamma, que vino è generoso“ aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ sowie bei „E lucevan le stelle“ aus „Tosca“.

Beide gemeinsam sangen sie den Ohrwurm „Non ti scordar di me” (“Vergiss mein nicht”) des neapolitanischen Komponisten Ernesto De Curtis, sowie das herrliche Liebesduett „Vogliatemi bene“ aus Puccinis „Madama Butterfly“ und als Zugabe „Brindisi“ aus Giuseppe Verdis „La Traviata“.

Die Slowenische Philharmonie unter dem Italienischen Maestro Michelangelo Mazza begleitete beide auf Händen tragend und viel Freiraum zulassend. Zudem konnten die Musiker bei den Vor- und Zwischenspielen aus Verdis „Nabucco“, Goerges Bizets „Carmen“, Mascagnis „Cavalleria rusticana“ ihre hohe Qualität ausspielen. Getrübt wurde der Eindruck jedoch, durch die Verstärkeranlage, die zu basslastig eingestellt war und die hohen Töne der Geigen teils recht scharf klingen ließ.

Riesenjubel, auch von den unzähligen Zaungästen entlang der Absperrungen am Platz!

Dr. Helmut Christian Mayer

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