„Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss als anregender Opernzwitter

Xl_ariadne-triest-_c_f.parenzan-2-24-2 © Fabio Parenzan

Schon beim Einlass schwirrt ein munteres, kostümiertes Völkchen im Foyer herum. Es sind die Angestellten, die Entourage des „reichsten Mannes von Wien“, die auch später die Bühne quirlig bespielen werden: „Ariadne auf Naxos“ vom kongenialen Künstlerpaar Richard Strauss (Musik) und Hugo von Hofmannsthal (Libretto) ist jetzt am Opernhaus von Triest, dem Teatro Verdi zu sehen und zwar auf beachtlich hohem Niveau.

Der köstliche Opernzwitter, zwischen Opera seria und buffa changierend, wird im Vorspiel in einem geschmackvollen Jugendstilraum in modernen Gewändern und dann in der Oper in ästhetischen Barockkulissen und ebensolchen Roben (Ausstattung: Gary McCann) gezeigt. Die Inszenierung von Paul Curran sprudelt nur so von Ideen und viel Witz, ist teils sehr aktionsreich und spielt dann im zweiten Teil, in der eigentlichen Oper, auch bewusst mit manierierten Barockgesten.

Spielfreudig ist das Sängerensemble, das leider überwiegend in wenig verständlichem Deutsch zu hören ist: Dies trifft allerdings nicht auf Simone Schneider zu, die die lyrischen Bögen der Titelfigur herrlich zu formen weiß. Die dramatischen Passagen singt sie ungemein voluminös, fallweise sogar zu sehr im Forte. Da vermag Heiko Börner als Bacchus mit wenig göttlicher Präsenz und angestrengten Höhen nicht mitzuhalten. Schwer nachvollziehbar ist die Idee, ihn vor seinem erstmaligen Erscheinen, eine längere Zeit aus dem Off singen zu lassen, so dass er zu wenig hörbar ist. Eine Klasse für sich ist Liudmila Lokaichuk, die die mörderisch schwere, koloraturengespickte Partie der Zerbinetta mit Bravour singt und mit lässiger, jugendlicher Koketterie agiert. Differenzierte, hingebungs- aber auch kraftvolle Töne findet man bei Sophie Haagen als Komponist, die Zorn, Naivität aber auch Leidenschaft großartig auszudrücken kann. Marcello Rosiello ist ein kerniger, völlig unverständlicher Musiklehrer. Die vielen kleineren Rollen sind alle gut besetzt.

Ungemein feinsinnig ist Dirigat von Enrico Calesso, des neuen musikalischen Leiters des Hauses. Denn der italienische Maestro setzt beim Orchester des Teatro Verdi auf durchsichtige, feinduftige, sorgsam durchgeformte Töne mit kammermusikalischem Raffinement aber auch effektvoll aufrauschende Klänge bis hin zur Schlussapotheose.

Viele Bravi und großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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