Bad Ischl: Leichtfüßigkeit und Komik bei Millöckers "Bettelstudent" beim Lehár-Festival

Xl_bettelstudent-bad_ischl-fotohofer-7-24-1 © Foto Hofer

Wir sind im Jahr 1989, in diese Zeit verlegt Regisseurin Angela Schweiger ihre Rahmenhandlung von Carl MillöckersDer Bettelstudent“, der zweiten großen Produktion des Lehár Festivals Bad Ischl, die ursprünglich 1704 unter sächsischer Besetzung in Krakau spielt.  Man sieht junge Leute, die für die Freiheit Polens vom Kommunismus kämpfen. Einer von ihnen, Jan wird verhaftet, weil er das Wort Freiheit auf die auch später omnipräsente, hässliche Betonmauen (Bühne: Markus Olzinger), die offenbar an die Berliner Mauer erinnern sollen, gesprüht hat.  Der andere, Symon hört sich westliche Musik am Walkman, schläft ein und wird ins Stück versetzt, dort nimmt die Geschichte seinen Lauf.

Schweiger, die man von der Wiener Volksoper kennt, nimmt die Operette ernst und zeigt sie als temporeiches, teil ironisches Unterhaltungstheater mit dem Slogan „Alle Mauern und auch die privaten Fassaden müssen weg!“. Handwerklich präzise in der Personenführung, detailreich in ihren Ideen auch auf Nebenschauplätzen, gewürzt mit so manchen Gags lässt sie die Farce von der Rache des Oberst Ollendorf, der eine junge Gräfin „ach ja nur auf die Schulter geküsst hat“ und dafür mit einem Schlag mit dem Fächer „belohnt“ wurde und sie deshalb mit einem „falschen“ Adeligen, einem armen Studenten verheiratet hat, in prächtigen Kostümen inklusive einem großartigen Tanzensemble schwungvoll und leicht abschnurren.

Leichtfüßig, flott und schwungvoll schnurrt auch das Lehár Festival-Orchester unter Marius Burkert, wobei die Melodienseligkeit klangschön herausgestrichen wird.

Den Bettelstudenten Symon Rymanowicz, der einen Adeligen spielen muss, singt Paul Schweinester mit seinem schön geführten Tenor. Sein Kumpan Jan Janicki, der sich dann tatsächlich als Adeliger entpuppt, wird von dem wunderbar gefärbten Bariton Christoph Gerhardus mit jugendlichem Elan gesungen. Miriam Portmann interpretiert die verarmte Gräfin Nowalska einfach köstlich. Ihre vermeintlich gefoppten Töchter Laura und Bronislawa singen Corinna Koller temperamentvoll mit hellem Sopran sowie Loes Cools mit glasklarer teils etwas scharfer Stimme. Martin Achrainer ist ein schauspielerisch exzellenter und sehr präsenter Oberst Ollendorf, der sich rächen wollende Gouverneur von Krakau. Walter Sachers gibt den Gefängniswärter Enterich, mit unschönem Sprechgesang. Der Chor des Hauses singt tadellos.

Riesiger Jubel im immer ausverkauften Theater- und Kongresshaus Bad Ischl!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

 

 

 

 

 

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