„Von Hertzen-möge es wieder-zu Hertzen gehen“: Diesen Wunsch stellte Ludwig van Beethoven an den Anfang seiner Partitur. Und diesem Motto wurde man bei den Salzburger Festspielen voll gerecht. Und dass obwohl das Mammutwerk, die „Missa solemnis“ als eines der schwierigsten Werke in diesem Genre überhaupt gilt: Ein geistliches Werk mit für die Entstehungszeit (Uraufführung 1824 in Sankt Petersburg) gewaltigen Ausmaßen, das höchste musikalische Anforderungen, kraftvolle Kondition und immense Konzentrationsfähigkeit an alle Beteiligten stellt.
Und so erlebte man im Großen Festspielhaus eine zu Recht umjubelte Aufführung desselben: Dafür sorgte Riccardo Muti, der heuer nicht nur seinen 80. Geburtstag feiert, sondern auch sein 50-jähriges Jubiläum bei des Salzburger Festspielen. Der Starmaestro hat sich das Werk gewünscht und es „aus zu großer Ehrfurcht“ erst jetzt zum ersten Mal dirigiert, hochkonzentriert und jeden Einsatz gebend.
Dafür sorgte auch die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor (Einstudierung: Ernst Raffelsberger), der vom Unisono bis zu differenzierter Mehrstimmigkeit ausbalanciert, kraftvoll und auch mit kaum mehr wahrnehmbaren, feinsten Piani zu hören war.
Dafür sorgten auch die Wiener Philharmoniker mit feinsten, suggestiven Tönen, großer Durchhörbarkeit, aber auch mit klangvoller, farbiger und packender Klanggewalt. Wunderbar war das in höchsten Lagen beginnende Violinsolo des Konzertmeisters Rainer Honeck, als Symbol des vom Himmel herabsteigenden Erlösers beim „Benedictus“, das auch vom Chor mit visionärer Zartheit zelebriert wurde.
Schließlich hörte man ein exquisites Solistenquartett, das vom Komponisten fast ausschließlich nur mit Ensembleeinsätzen ausgestattet ist: Rosa Feola mit innigem Sopran, Alisa Kolosova mit warmem Mezzosopran, Dmitry Korchak mit wohlklingendem Tenor und Ildar Abdrazakov mit weichem Bass, besonders beim Agnus Dei,
Stehende Ovationen für ein Ereignis!
Dr. Helmut Christian Mayer
15. August 2021 | Drucken
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