Rudolf Buchbinde rist ein Phänomen: Während andere Pianisten üblicherweise nur ein Klavierkonzert darbieten, spielte er beim Konzert des Grazer Musikvereins im Stefaniensaal - natürlich auswendig- gleich drei und zwar solche, die einem Pianisten doch einiges abverlangen. Zudem leitete er, unterstützt vom Konzertmeister, auch noch die sehr gut disponierten Grazer Philharmoniker vom Klavier aus.
Selbst Vater Leopold soll zu Tränen gerührt gewesen sein, als er erstmalig den über einem gedämpften Streicherteppich erklingenden, schlichten, ätherisch schönen Gesang, der dann vom Klavier übernommen wird, gehört hatte: Für viele gilt auch heute noch das Andante aus dem Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur KV 467 von Wolfgang Amadeus Mozart als einer seiner schönsten, langsamen Sätze überhaupt - und so wurde er hier auch gemeinsam gespielt: schwebend und duftig. Buchbinder bestach bei allen Sätzen mit technischer Brillanz, perlenden Läufen und subtiler Feinsinnigkeit. Ebenso brillant ertönte dann das selten gespielte Konzertstück op. 79 von Carl Maria von Weber.
Und dann hörte man tatsächlich „ein Klavier, das auf das Feinste mit dem Orchester verwebt ist“, genauso wie es laut Clara Schumann, der Uraufführungspianistin, sein sollte, denn der österreichische Ausnahmepianist schaffte dieses Kunststück. Bei Robert Schumanns einzigem Klavierkonzert in a-Moll, eines der populärsten und wichtigsten romantischen Klavierkonzerte überhaupt, war neben enormen Feinheiten und Ausdruckstiefen auch seine phänomenale Technik mit sicheren Griffen und Läufen zu bewundern. Auch die Grazer Philharmoniker zeigten diese „Verwobenheit“ und musizierten nur selten etwas zu laut den ganzen Abend mit nuancierten Klängen.
Viel Applaus eines begeisterten Publikums!
Dr. Helmut Christian Mayer
20. Juni 2024 | Drucken
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