Das Gewandhausorchester unter Andris Nelsons bei den Salzburger Osterfestspielen: Neue Sichtweisen und reich zelebrierte Stimmungswelten

Xl_nelsons-gewandhaus-salzburg-4-23-1 © Erika Mayer

Mächtig, im tiefen Blech begann das Hauptthema, wurde dann von den tiefen Streichern übernommen und erklang schließlich unisono im ganzen Orchester, bis sich der „Zorn Gottes“ über uns alle gewaltig, im extremen Fortissimo ergoss. Mit diesem gleichnamigen Auftragswerk der Salzburger Osterfestspiele für riesig besetztes Orchester der 91-jährigen Sofia Goubaïdoulina startete das erste Orchesterkonzert im Großen Festspielhaus. Das aus vielen Unisono-Stellen bestehende Werk mit relativ einfachen Strukturen, das auch immer wieder Motivisches etwa von Schostakowitsch und auch Beethoven heraushören ließ, das aber vor bohrender Penetranz nicht zurückschreckte, wurde vom Gewandhausorchester Leipzig unter seinem Chefdirigenten Andris Nelsons hochkonzentriert und packend wiedergegeben.

1884 fand die Uraufführung der 7. Symphonie von Anton Bruckner von diesem Orchester in Leipzig unter dem damaligen Gewandhaus-Kapellmeister Arthur Nikisch statt. Grund genug, es bei der zehntägigen Salzburger Festspielresidenz des traditionsreichen, deutschen Klangkörpers aufzuführen. Nelsons ließ nach einem recht langsam zelebrierten ersten Satz die einzelnen Phrasen bei den prächtig aufspielenden Musikern ausschwingen und mit großer Suggestivkraft und Ausgewogenheit zwischen den Instrumentengruppen, bei denen das ungemein sichere, prächtige Blech besonders hervorstach, musizieren. Dabei verstand er es blendend, mächtige Spannungsbögen aufzubauen und die Dynamik auszureizen. Unter dem Eindruck des Todes des von Bruckner hoch verehrten Idols Richard Wagner entstand das Adagio dieser Symphonie. Besonders die Coda dieses zweiten Satzes gehört wohl zu den ergreifendsten Momenten der Orchestermusik überhaupt: Die Feierlichkeit und die Weltabgewandtheit des Hauptthemas, das wie eine wagnersche „unendliche Melodie“ fortgesponnen wird, wurde mit seiner ganzen Farbigkeit und Innigkeit, wie auch die übrigen Sätze der Symphonie, im besten Sinn des Wortes zelebriert.

Großer Jubel eines begeisterten Publikums!

Dr. Helmut Christian Mayer

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