Das Phänomen Joyce DiDonato im Wiener Konzerthaus

Xl_didonato-wien-3-22 © Lukas Beck

„Ombra mai fù“: Zur Freude des Publikums sang sie das berühmte und wunderbare Largo aus Georg Friedrich Händels „Serse“ als Zugabe, aber nicht allein sondern als Überraschung gemeinsam mit einem Kinderchor, bestehend aus den Wiener Sängerknaben und dem Mädchenchor Superar in einem eigenen Arrangement. Um dann noch gemeinsam den Song „Seeds of Hope“, komponiert von den Kindern des Canterbury Choir zum Besten zu geben: Viel zu selten hört man leider Joyce DiDonato in Wien (zuletzt war sie 2018 als Didon in den „Trojanern“ von Hector Berlioz an der Staatsoper aufgetreten). „Great Voices“ machten dies möglich, denn in dieser Reihe konnte man die Ausnahmesängerin jetzt im Wiener Konzerthaus erleben. „Eden“ heißt ihre neue CD und ihr neues Konzertprogramm, auf das Paradies und die Natur bezogen. Es wurde eine Reise vom Barock über Belcanto und Romantik bis ins Zeitgenössische. Und alles war durchinszeniert: Es begann im fast völligen Dunkel. Pianissimi im Orchester hörte man als Klangflächen, die sich wenig veränderten. Dann funkelten aus dem Zuschauerraum feine Vokalismen. DiDonato näherte sich singend immer mehr der Bühne, während das Licht stärker wurde: „The Unanswered Question“ von Charles Ives hieß das Stück und gleich danach, wie bei den meisten anderen Stücken ohne Pause, beeindruckten „The First Morning in The World“ von Rachel Portman und Gustav Mahler „Ich atmet‘ einen linden Duft“ sowie zum Finale „Ich bin der Welt abhanden gekommen“, beides aus den „Fünf Liedern nach Gedichten von Friedrich Rückert“. Aber Arien auch von Aron Copland (aus „Eight Poems“), Francesco Cavalli (aus „La Calisto“), Christoph Willibald Gluck (aus „Ezio“) und noch mehr Händel (aus „Teodora“) neben vielen weiteren Arien durften nicht fehlen.

Und all dies sang die aus Kansas stammende US-Amerikanerin mit unglaublich vielen Fassetten, vom kaum hörbaren Pianissimo bis zum raumfüllenden, kräftigen Forte ihres herrlichen Mezzosoprans. Sie faszinierte mit kostbarer Lyrik, wunderbarer Phrasierung, Farbenreichtum und viel Emotionalität. Auf der Bühne bewegte sich DiDonato auf einem drehbaren Podest auch sitzend zwischen großen Ringen, immer wieder in magisches Licht getaucht.

Stilsicher, einfühlsam, aber auch temperamentvoll und immer musikantisch wurde sie begleitet vom Originalklangensemble Il Pomo d'Oro unter Maxim Emelyanychev vom Cembalo aus. Dabei erwiesen sich die Musiker aus den eigenen Reihen auch als virtuose Solisten.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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