Ein berührendes Rollendebüt Es wird die unglaubliche 999. Vorstellung (!) seit der Erstaufführung im Jahre 1911 an der Wiener Staatsoper sein, wenn sich kommenden Montag, dem 19.12.2017 für Richard Strauss „Der Rosenkavalier“ der Vorhang hebt. Das beliebte Werk gilt als die wienerischste aller Opern, eine jener phänomenalen Schöpfungen, die durch die kongeniale Zusammenarbeit des bayrischen Komponisten mit dem österreichischen Dichter Hugo von Hofmannsthal entstanden ist. Weiters ist es ebenfalls kaum glauben, dass die aktuelle, liebenswerte, unverwüstliche, traditionell ausgestattete Inszenierung an der Wiener Staatsoper doch tatsächlich 49 Jahre auf dem Buckel hat, die der damalige Regisseur Otto Schenk quasi als Geschenk zu seinem 80. Geburtstag 2010 nochmals neu auffrischen durfte. Und so erlebt man diese Oper auch heute noch in den ästhetischen, barocken Kulissen, die die Spielörtlichkeiten genau beschreiben, und in den althergebrachten, aber geschmackvollen Kostümen in einer klassischen Regie, die exakt gearbeitet ist, ohne irgendwelchen Verdrehtheiten, in der man sich auskennt und in der die „Farce“ klar erzählt wird. Und man bedenkt wehmütig, welche Persönlichkeiten in diesen beinahe fünf Dezennien in diesen Kulissen hier alles aufgetreten sind. Auch diesmal ist wieder eine Ausnahmesängerin zu erleben, die in dieser Aufführungsserie als Feldmarschallin am Haus am Ring debütiert. „Hab mir’s gelobt….!“ Mit diesen berührenden Worten entlässt die reife Feldmarschallin ihren Geliebten Octavian aus ihrer Liebesbeziehung. Durch ihren Verzicht beweist sie unglaubliche, menschliche Größe und ermöglicht die Liebe zweier junger Menschen.
All dies und das Bewusstsein dieser irdischen Vergänglichkeit vermag Krassimira Stoyanova in ihrem Gesang ausdrücken. Sie ist eine gefühlvolle und innige Feldmarschallin mit edlen Spitzentönen und blühendem, jugendlich klingenden Sopran. Neben ihr singt Stephanie Houtzeel den Octavian sehr verlässlich, nur mit so manchen angestrengten Spitzentönen. Mimisch neigt sie jedoch ziemlich zum Outrieren. Erin Morley ist eine liebreizende Sophie mit glockenreinem, leichtem Sopran. Wunderbar vollendet und mit Silberklang erklingt von diesen drei Sängerinnen das Schlussterzett. Peter Rose ist ein ganz exquisiter, ungemein bühnenbeherrschender und spielfreudiger, keinesfalls polternder sondern fast feiner Baron Ochs von Lerchenau, Adrian Eröd ein sehr wienerischer und edler Faninal. Regina Hangler gibt eine ideale Marianne Leitmetzerin, Jinxu Xiahou einen wunderbaren Sänger mit viel schmelziger Italianitá, Alexandru Moisiuc einen stimmgewaltigen Polizeikommissar. Weiters noch herzuheben seien Thomas Ebenstein und Ulrike Helzel als Intrigantenpaar Valzacchi und Annina.
Ádam Fischer lässt mit Energie und enormem „Zupack“, aber auch großer Detailverliebtheit und Sensibilität im Orchester der Wiener Staatsoper eine ungemein reichhaltige Palette an Schattierungen, was Farben, Dynamik und Tempi betrifft, erklingen und legt den Sängern einen schillernden, silbernen Klangteppich zu Füßen. Großer Jubel!
Helmut Christian Mayer
18. Dezember 2017 | Drucken
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