Expressiv, ausgereizt, mit einem wahren Farbenrausch, schwebender Rhythmik und der Tristan-Harmonik in den Streichern: Genauso erklang beim Konzert der Grazer Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Roland Kluttig, der auch den Abend sehr informativ moderierte, das Frühwerk von Arnold Schönberg „Verklärte Nacht“, das auf dem gleichnamigen Gedicht von Richard Dehmel beruht, im Grazer Kammermusiksaal des Grazer Kongresses. Dabei wurden die Rede und Gegenrede von Mann und Frau, über schuldhaftes Vergehen in einer freien Liebesbeziehung wunderbar wiedergegeben. Es gilt als ein Meisterwerk des Fin de Siècle.
Dies war auch das Motto der Soirée des Musikvereins Graz, bei der einige Raritäten ausschließlich zwischen den Jahren 1884-99 angesagt waren. Auch von Arnold Schönberg hörte man zuvor sein, noch früher geschaffenes „Notturno für Harfe und Streicher“. Unbeschwert und heiter erlebte man die eigens für Streichorchester arrangierte „Italienische Serenade“ von Hugo Wolf. Farbenreich und mit eingängiger, hochromantischer Melodik erklang die „Waldesruhe für Violoncello und Orchester“ von Antonín Dvorak, bei dem Bernhard Vogl, der Solocellist dieses Orchesters, solistisch mit weichen und warmen Tönen glänzte. Diese Stücke, wie auch die „Idylle für Streichorchester“ vom, zu Lebzeiten hoch geachteten, heute völlig vergessenen Wiener Komponisten Adalbert von Goldschmidt (1848-1905) wurden, abgesehen von kleineren Unsauberkeiten, spielfreudig und klangschön wiedergegeben.
Viel Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
12. November 2022 | Drucken
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