„Die Nachtigall von Gorenjska“ von Anton Foerster in Graz: Ein feinsinnig zwitschernder Vogel

Xl_nacgtigalk_von_gorenjska-mareihe_jankowski-sieglinde_feldhofer-ivan-orescanin-roman-pichler-chor-der-oper-graz_copy-werner-kmetitsch-graz-2-24 © Werner Kmetitsch

Es ist das hohe „a“, mit dem Minka ihrem aus der Fremde heimkehrenden Franjo singend ihre Liebe gesteht. Dieses wird auch von einem vorbeireisenden französischen Impresario namens Chansonette gehört. Er bietet ihr an, mit ihm in die Welt zu ziehen und ihre Stimme ausbilden zu lassen. Minka ist hin- und hergerissen, zwischen ihrer Mutter und ihrem Franjo oder einer internationalen Karriere. Wegen einer finanziellen Notlage ihrer Mutter, willigt sie vorerst ein. Letztlich bleibt sie aber doch in ihrem heimatlichen Dorf. Offen bleibt dabei, ob sie damit auch wirklich glücklich ist: Das ist die Handlung von „Die Nachtigall von Gorenjska“ („Gorenjski slavček“) von Anton Foerster.Das Libretto stammt von Luiza Pesjak und Emanuel Züngel. Sie gilt als die slowenische Nationaloper schlechthin, im Opernhaus von Ljubljana/Laibach steht sie auch regelmäßig am Spielplan. Hingegen kam es über die Grenzen hinaus zu keiner Verbreitung und ist in unseren Breiten völlig unbekannt. Eigentlich stammt der 1837 geborene Komponist ja aus Böhmen, übersiedelte jedoch 1867 in die slowenische Hauptstadt, wo er 40 Jahre lang als Komponist und Lehrer wirkte und das Musikleben nachhaltig prägte. Er starb 89-jährig in Novo Mesto. Ursprünglich als Operette konzipiert, wurde das Werk von ihm zur Oper umgearbeitet. Die Uraufführung fand 1896 in Ljubljana statt. Die Uraufführung fand 1896 in Ljubljana statt. Sie ist ein feines Stück eingängiger, eher doch operettenhafter Musik in einem musikalisch heiteren Kleid, immer wieder mit Anklängen an seinen Lehrer Bedrich Smetana. Foerster hat nicht nur slowenisches Liedgut ins Werk eingebaut, es wurden auch zahlreiche Melodien aus der Oper zu echten Volksweisen. Dem Grazer Opernhaus ist es zu verdanken, dass die Rarität jetzt als österreichische Erstaufführung gezeigt wird.

Am Pult der Grazer Philharmoniker steht mit Marko Hribernik  ein ausgesprochener Spezialist und Kenner für das Werk, denn er ist nicht nur Intendant des Laibacher Opernhauses, sondern hat das Stück hier auch schon öfters dirigiert. Reiche Farben und Emotionen kommen aus dem Graben, nur fallweise wäre etwas mehr Differenzierung wünschenswert und manches gerät nicht immer sängerfreundlich etwas zu laut.

Viele Gefühle erlebt man auch beim slowenisch singenden Ensemble auf der Bühne: Sieglinde Feldhofer singt die Minka anfänglich etwas nervös dann aber „nachtigallhaft“ schön und feinsinnig mit leichtem Sopran. Franjo, ihr Verlobter ist Roman Pichler mit eher kleinem aber höhensicherem Tenor.  Als Chansonette ist Markus Butter mit mulmigem und knorrigem Bariton zu hören. Von den vielen kleineren Rollen stechen besonders Wilfried Zelinka als etwas vertrottelter Verwalter Štrukelj, mit prachtvollem Bass sowie Martin Fournier als Schreiber Rajdelj sowie Ivan Orescanin  als Freund Lovro, die in einer Prozessfarce ihr komisches Talent hervorkehren können. Auch Mareike Jankowski als Majda, Minkas Mutter beeindruckt. Solide zu hören sind Ekaterina Solunya als Ninon und Daeho Kim als Wirt. Homogen und farbig hört man auch den Chor des Grazer Opernhauses (Einstudierung: Johannes Köhler), der vor allem im langen, besonders folkloristisch klingenden Schlusschor brilliert.

Die Zerrissenheit zwischen Heimatliebe und Sehnsucht nach der großen weiten Welt wird in einem grauen, wenig charmanten, nüchternen Raum erzählt, mit dem stilisierten Berg Triglav, dem Symbol des Landes, im Hintergrund. Ein sich auf der oft drehenden Drehbühne quaderartiges, beleuchtetes Element schafft verschiedene Räume (Bühne: Marko Japelj). In einem Kostümmischmasch von Trachten und moderner Kleidung (Leo Kulaš) erzählt Regisseur Janusz Kica die einfach gestrickte Geschichte recht konventionell. Dazu erfunden gibt es ein Tanzpärchen, das das Liebespaar spiegelt und auch als Requisitentransporteur fungiert.

Viel Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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