Lang Lang ist ja bekanntlich ein ganz Großer seiner Zunft. Davon konnte man sich einmal mehr im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins beim zweiten Abonnementkonzert der neuen Saison überzeugen: Es gelang dem chinesischen Starpianisten das Klavierkonzert Nr. 2 von Camille Saint-Saens mit hoch inspirierter Sensibilität, enormer Eleganz und höchster Virtuosität hinzuzaubern. Technisch ist Lang Lang sowie unschlagbar, nun haben seine Interpretationen im Laufe der Jahre auch noch an Tiefe gewonnen. Hierbei erwiesen sich die Wiener Philharmoniker unter dem sehr umsichtig agierenden russischen Dirigenten Tugan Sokhiev als exzellent musizierende Partner. Für den gewaltigen Jubel bedankte sich Lang Lang mit einer Zugabe nämlich „Feed the Birds“ von Richard Sherman und Robert B. Sherman.
Dann konnten die Musiker des österreichische Paradeorchesters ihre hohe Qualität auch noch bei Sergej Prokofjews groß angelegter und klanglich mächtigster Symphonie, seiner „Fünften“, in B-Dur, op. 100, entstanden im Kriegsjahr 1944 unter dem sehr exakt schlagenden Maestro, er ist der ehemalige Direktor des Bolschoi-Theaters, voll ausspielen: Die kraftvolle, reliefartige Melodik, die eigenwillige Harmonik, die russische, melodiöse Urwüchsigkeit wurden mitreißend mit häufigen Farbenwechseln, rhythmischer Präzision und herausragender Virtuosität präsentiert. Besonders das schneidende Allegro marcato aber auch der Schlusssatz faszinierten mit enormer Exaktheit und dem ständigen, mitreißenden Wechselspiel zwischen den einzelnen Instrumenten.
Es war eine tolle und gelungene Generalprobe für die nun demnächst folgende, ausführliche Tournee der Wiener Philharmoniker in mehrere asiatische Länder, wie Taiwan, Südkorea und Japan. In letzterem findet auch die traditionelle „Wiener-Philharmoniker-Woche“ statt. Es ist somit auch fast ein Heimspiel für den Ausnahmepianisten Lang Lang, der in Asien auch ein großer Star ist.
Riesenjubel und Ovationen eines völlig begeisterten Publikums!
Dr. Helmut Christian Mayer
25. Oktober 2023 | Drucken
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