Donizettis „Lucia di Lammermoor“ in Maribor: Im musikalischen Sog der Leidenschaft

Xl_lucia-marburg-10-24-1 © Marburger Oper

Obwohl ihre Familien tödlich verfeindet sind, lieben sich Edgardo und Lucia, eine Liebe, die letal endet. Damit sind die beiden nichts anderes als ein schottisches Pendant zum ewigen Liebespaar Romeo und Julia. Jetzt wurde „Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti, jenes Gipfelwerk des Belcanto, als Eröffnungspremiere der heurigen Saison am Opernhaus von Maribor/Marburg, der zweitgrößten slowenischen Stadt aufgeführt.

In ihrem weißen Brautkleid mit einem blutverschmierten Tuch in der Hand schleppt sie sich herein, die Haare wirr im Gesicht, nachdem sie den ihr aufgezwungenen Ehemann ermordet hat, um dann mit glasklarer Stimme und perfekten Koloraturen, die mit extremen Schwierigkeiten mit fast unsingbaren Höhen gespickte „Wahnsinnsarie“ zu singen: Nina Dominko ist eine phänomenale Titelheldin. Sie singt die belcanteske Glanzrolle mit großer Leidenschaft und Schmerz. Und sie brilliert nicht nur in der sogenannten „Wahnsinnsarie“, wo sie in einen intensiven Dialog mit der Flöte tritt. Auch sonst sitzen jede Höhe und jede Nuance und sie weiß auch zarte, innige Piani auszuformen.

Aber auch sonst kann die Eröffnungspremiere der neuen Saison am Opernhaus mit einem überwiegend hochstehenden Ensemble aufwarten. Dazu zählt auch Martin Susnik, der als Edgardo über einen ausgesprochen schönen, lyrischen Tenor mit reich gefärbtem Timbre und ungefä#hrdeten Höhen verfügt, Luka Brajnik ist ein skrupeloser Politiker Enrico und Bruder von Lucia, mit großer Phrasierungskunst, der allerdings sehr gerne sein großes Stimmvolumen (allzu sehr) zur Schau stellt. Luka Otar ist ein nobler, fein phrasierender Raimondo. Auch die kleineren Partien, wie Dada Kladenik (Alisa)  und Bogdan Stopar (Normanno) wie auch der Chor des Marburger Opernhauses gefallen. Einzig Danilo Kostevsek (Arturo) fällt mit eigenwilliger Technik ab.

Der unerschöpfliche Reichtum der lyrischen Musik wird vom Orchester der Marburger Oper unter dem sehr gestenreichen Ivan Hut mit vielen dynamischen Ausdrucksmöglichkeiten aufregend musiziert. Allerdings fehlt es immer wieder an der gewünschten Sensibilität, da es fallweise  etwa zu überzogen lauten Crescendi kommt..

Giulio Ciabatti, der auch sein eigener Ausstatter ist, zeigt auf der dunklen, grauen Bühne mit felsigem Grund und bei fahlem Licht sowie ausschließlich schwarz-weißen Kostümen hauptsächlich konventionelles Stehtheater, das von Statik geprägt ist.

Das Premierenpublikum war begeistert, es jubelte zum Finale!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

 

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