Eisenstadt: „Acide“ von Joseph Haydn - Wiedererweckung einer fast vergessenen Opernrarität

Xl_acide-eisenstadt-9-23-2 © Helmut Christian Mayer

Das Bühnenbild hat hohe Symbolkraft, denn darauf glüht feuerrot der Vulkan Ätna. Und vorne glühen die Gefühle: Jene von Acide und Galathea, dem Liebespaar, allerdings auch jene des hässlichen Zyklopen Polifemo, der die Nymphe auch begehrt, allerdings vergeblich. Und weil er sie nicht haben kann, erschlägt er kurzerhand seinen Nebenbuhler. Dieser wird dann in einen Fluss verwandelt, den Galatea liebend im Meer empfangen kann: Davon handelt diese Geschichte aus der griechischen Mythologie, basierend auf den „Metamorphosen“ des Ovid. Vertont als „Acide“ von Joseph Haydn, die der damals 30-Jährige selbst als seine „allererste Opera“ bezeichnete. Tatsächlich war es seine erste italienische und erste für den Esterházyschen Hof für eine Hochzeit eines Grafen aus diesem Adelsgeschlecht geschriebene und 1763 hier uraufgeführte Oper.

Grund genug, sie jetzt als Prélude des heurigen Festivals „Herbstgold“, das noch dazu vom Motto „Sehnsucht“ geprägt ist, im wunderbaren geschichtsträchtigen Haydn-Saal mit suggestiven Lichtstimmungen aufzuführen. „Ich bekomme zitternde Knie, wenn ich daran denke, wer hier alles gestanden und aufgetreten ist“, wie Intendant Julian Rachlin bei seiner Eröffnungsrede anmerkte.

Da das Werk allerdings nur fragmentarisch vorhanden ist, schuf das Regieduo Carolin Pienkos und Cornelius Obonya eine eigene Fassung mit viel, teils zu viel gesprochenem Text auch mit teils zu übertrieben augenzwinkerndem Humor gewürzt. Auch ein Erzähler wird eingeführt, es ist klarerweise der Schauspieler Obonya, der nicht nur zu omnipräsent das Geschehen erklärt, kommentiert und beobachtet, sondern auch immer wieder eingreift. Ansonsten wird der Plot klar mit einfachsten Mitteln erzählt.

Spielfreudig agiert das jungbesetzte Ensemble in fantasievollen Kostümen mit einer koloraturen- und höhensicheren Elisabeth Wimmer als Galatea, einem anfänglich etwas belegt klingenden, dann immer mehr ausdruckstarken Jan Petryka als Acide. Fein und leicht hört man Elisabeth Breuer als Glauce, polternd und kraftvoll Christoph Filler als Polifemo, der kopflos sein riesiges Auge mit einem knorrigen Ast vor sich herträgt. Tadellos ist auch Cornelia Sonnleitner als Tetide zu hören.

Glühend vor Frische und Elan sowie mit großer Stilsicherheit musiziert das Originalklangensemble Barucco unter dem quirligen Heinz Ferlesch, das auch immer wieder passend zum Geschehen die verschiedensten Geräusche produziert.

Großer Jubel!

Dr.Helmut Christian Mayer

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