Eisenstadt: Unwiderstehliche Verführungen beim Eröffnungskonzert des "Herbstgold" Festivals

Xl_er_ffnungskonzert_herbstgold-festival-_argerich-__andreas_tischler-eisenstadt-9-24-1 © Andreas Tischler

Es hat schon seinen ganz großen Reiz, in genau jenem Saal, wo der große Komponist Joseph Haydn selbst Jahrzehnte wirkte und der auch nach ihm benannt wurde, seine Sinfonien, von denen er unvorstellbar 104 komponiert hat, erleben zu können. Zur Eröffnung des diesjährigen „Herbstgold“ Festivals, unter dem Motto „Verführung“, erklangen in diesem geschichtsträchtigen Haydn-Saal, er gilt als einer der schönsten Konzertsäle der Welt, im Schloss Esterhazy in Eisenstadt im Burgenland gleich zwei davon. Er habe den größten Respekt, wenn der daran denke, wer hier alles aufgetreten ist, wie Intendant Julian Rachlin bei seiner Eröffnungsrede anmerkte.

Zuerst die Sinfonie Nr. 82 mit dem Beinamen „Der Bär“ aus der Gruppe der Pariser Sinfonien, wo im letzten Satz mit seinem volkstümlichen Tanz, tatsächlich der Bär zu steppen schien.  Energie- und geistreich war das Spiel mit den unscheinbarsten Wendungen und den höfisch graziösen Tänzen des Chamber Orchestra of Europe ohne Dirigenten unter der Leitung der Konzertmeisterin Marieke Blankestijn. Alles wurde stilistisch perfekt, mit großer Spielfreude, reich an Kontrasten und Verve wiedergegeben.

Mit genau diesen Vorzügen und ungemeiner Frische erklang beim Residenzorchester des Festivals auch die Sinfonie Nr. 100, die sogenannte „Militärsymphonie“, die ihren Beinamen wegen der Trompetenfanfare im 2. Satz bekam. Die marschartigen Einlagen, das Schlagwerk mit Knalleffekten wurden auch von drei in alten Uniformen von hinten hereinmarschierenden Schlagwerkern verstärkt.

Und zwischen diesen Sinfonien saß die große Klavierlegende Martha Argerich am Flügel und spielte mit großer Virtuosität gemeinsam mit dem Pianisten Iddo Bar-Shai und einem kleineren Ensemble des Orchesters Camille Saint-Saëns unsterblichen „Karneval der Tiere“. Als Sprecherin fungierte ihre Tochter Annie Dutoit-Argerich, die die Geschichte mit viel Witz auf Englisch vortrug.Humor stand auch beim Spiel im Vordergrund, da wurde gekonnt gebrüllt, gegackert, Kuckuck gerufen, gezwitschert und man ließ den Schwan mit dem herrlichen Cellosolo unwiderstehlich schön durchs Wasser gleiten.

Großer Jubel im vollen Saal!

Dr.Helmut Christian Mayer

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