Elīna Garanča und Freunde begeisten trotz kühler Temperaturen im Stift Göttweig

Xl_garanca-rivas-saenz-chichon-g_ttweig-7-24 © Helmut Christian Mayer

"O ma lyre immortelle" (O meine unsterbliche Lyra): Da war er wieder der samtige Mezzosopran von Elīna Garanča, der oft mit einem edlen Burgunder-Wein verglichen wird, bei der ergreifenden Arie aus Charles Gounods selten gespielter Oper "Sapho". Damit eröffnete die lettische Star-Mezzosopranistin die 16. Ausgabe von „Klassik unter Sternen“ im Innenhof des wunderbaren Stiftes Göttweig in Niederösterreich an der Donau. Und der Regengott hatte ein Einsehen: Während es vor und zu Beginn des Konzerts noch kurz regnete und das Publikum in ein Meer von Regenhäuten verwandelte, hörte der Regen bald auf. Es blieb allerdings den ganzen Abend sehr kühl und vor lauter Wolken sah man am Himmel keine Sterne funkeln.

Funkeln hörte man aber Garanča kostbaren Mezzo. Von einer leichten, angekündigten Indisposition war nichts zu bemerken. Sie bezauberte zuerst in zwei eleganten Roben und zum Schluss im obligaten Salondirndl mit reichen Schattierungen, Farben und tiefem Ausdruck das Publikum. Dies alles hörte man auch bei „Hör ich Zimbalklänge“ aus „Zigeunerliebe“ von Johann Strauß Sohn und bei einem Duett aus Vincenzo Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“. Bei diesem wusste auch Serena Sáenz mit sichersten Koloraturen und höhensicherem, glasklarem Tönen zu gefallen. Ebenso konnte die junge spanische Sopranistin solistisch mit „Je veux vivre“ aus „Roméo et Juliette“ von Charles Gounod und ihrem Solo beim Strauß‘schen „Frühlingsstimmen - Walzer“ das Publikum zu begeistern. Dies schaffte auch der Peruaner Iván Ayón Rivas mit seinem schmelzigen, kraftvollen Tenor mit allen Spitzentönen bei den Hits „Kleinzach“ aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ wie auch beim populären „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis „Turandot“ und besonders gefühlvoll bei „Dein ist mein ganzes Herz!“ aus dem „Land des Lächelns“ von Franz Lehár. Der erst 27-jährige Wiener Neustädter Clemens Alexander Frank ist aus dem von Garanča ins Leben gerufenen Gesangswettbewerb „Zukunftsstimmen“ als Sieger hervorgegangen. Und spätestens, wenn man ihn bei der Arie „Mein Sehnen, mein Wähnen“ aus Wolfgang Erich Korngolds Oper „Die tote Stadt“ hörte, wusste man warum, denn er verfügt über einen prächtigen, weichen Bariton.

Das Symphonieorchester der Wiener Volksoper unter GarančasGatte Karel Mark Chichon begleitete sorgsam und gefühlvoll. Dazu gefiel das gut disponierte Orchester bei einer „Polka“ aus Bedrich Smetanas „Die verkaufte Braut“, bei der besonders zündend musizierten Ouvertüre zur unbekannten Operette „Vert-Vert“ von Offenbach sowie bei der Ouvertüre zum „Zigeunerbaron“ von Strauß.

Und wie jedes Jahr hatte der britische Dirigent, der für das gesamte Programm verantwortlich zeichnete, auch wieder ein Medley zusammengestellt. Unter dem Motto „Mediterranean Medley“ verband er beliebte Songs aus Italien, Spanien und Mexiko, darunter „O sole mio“ und „Granada“, die von den dreien mitreißend interpretiert wurden.

Schließlich konnten sich die zahlreichen Fans, darunter viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien, sich an der Zugabe „Brindisi“, dem Trinklied aus Giuseppe Verdis „La Traviata“ erfreuen, die den stimmungsvollen, romantischen Abend beschloss. Dieser wurde wieder von Barbara Rett charmant vor der herrlichen, in verschiedenen Farben ausgeleuchteten Kulisse des Benediktinerstiftes moderiert. Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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