„Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“: Aber nicht nur die tiefe Innigkeit dieses wunderbaren Liedes von Richard Strauss wusste Michael Schade bei seiner Liedermatinee zur Eröffnung von „Klassik im Burghof“ auszuloten, sondern viele weitere Emotionen. Der deutsch-kanadische Startenor gestaltete sein gesamtes reiches, buntes Programm im Burghof in Klagenfurt mit ergreifendem Ausdruck und exemplarischer Textverständlichkeit. Schade hat einen untrüglichen Sinn für zarte Klänge und feinste Poesie. Es gelang ihm, alle Stimmungen mit reichen Schattierungen richtig zu erspüren und zu gestalten: Beinahe säuselnd, dann wieder kraftvoll und ganz selten ein bisschen scharf. Seine Höhe ist mühelos, ausgefeilt ist seine Phrasierungskunst sowie seine Stilsicherheit: Sei es bei Wolfgang Amadeus Mozart („Das Veilchen“) oder Franz Schubert („Ständchen“ oder "Der Blumenbrief"), der ja bei keinem Liedsänger fehlen sollte. Weiters gab es viele irische und schottische Traditionals wie „Annie Laurie“ und „Oh Danny Boy“ zu hören. Schade moderierte auch launig die Matinee und widmete seiner anwesenden Gattin Georg Friedrich Händels „Where‘re You Walk“, denn eigentlich hätte genau am Konzerttag die mittlerweile Corona bedingt, verschobene, kirchliche Hochzeit stattfinden sollen.
Zudem stellte er ein junges Talent vor. Und diese erwies sich als veritable Entdeckung: Denn die erst 21-jährige, hochbegabte Geigerin Sophie Druml aus Wien konnte mit sagenhafter Tonreinheit, enormem Farbenreichtum, erstaunlicher Reife und faszinierender Virtuosität etwa bei Stücken aus George Gershwins „Porgy and Bess“, Georges Bizets „Carmen-Fantasie“, bei dem sie vom Publikum umjubelte wurde, und drei herrlichen Arrangements von Fritz Kreisler, die Michael Schade auch sang, begeistern.
Kongenial unterstützt wurden beide von der ideal mitatmeten, einfühlsamen Liedbegleiterin Kristin Okerlund.
Nach Reden vom Vorstand Michael Springer und Bürgermeisterin Maria-Luisa Mathiaschitz wurde die Reihe „Klassik in Burghof“ von Landeshauptmann Peter Kaiser eröffnet, die auch dem Künstlerischen Leiter Günther Trachmann für das tolle Programm dankten.
Zum Schluss gab es spontane stehende Ovationen und alles mit dem vorgeschriebenen Abstand!
Dr. Helmut Christian Mayer
04. Juli 2020 | Drucken
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