Von 2.500 Bewerbern aus 25 europäischen Staaten werden jährlich bei Probespielen nur die besten Musikerinnen und Musiker bis zum Alter von 26 Jahren ausgesucht, die dann bei dem, auf Initiative von Claudio Abbado 1986 gegründeten Gustav Mahler Jugendorchester mitspielen dürfen. Entsprechend hochstehend ist dann ihre Qualität. Davon konnte man sich jetzt bei einem Konzert in der Felsenreitschule bei den Salzburger Festspielen unter dem mit sehr großen Gesten agierenden Jakub Hrůša überzeugen. Am Programm stand „das Herrlichste, das Gustav Mahler je geschrieben hat“, wie dessen 9. Symphonie von Alban Berg bezeichnet wurde, als er der Uraufführung unter der Leitung von Bruno Walter 1912 in Wien beiwohnte. Mahlers letzte vollendete Symphonie, deren Uraufführung er selbst nicht mehr erlebte, ist erfüllt von Todessehnsucht, Schmerz und Resignation. Das monumentale Werk, entstand unter dem Eindruck quälender Todesahnung und ist voll verinnerlichten Ausdrucks und polyphoner Stimmführung. Diese Klangwelten wurden wunderbar herausgearbeitet: Sehr nuanciert, luzid und voll starker Gefühle und mit extrem herausgearbeiteten Themenkontrasten der gewaltigen orchestralen Entladungen und der Lyrismen.
Der erste Satz wird vielfach als kühnster Symphoniesatz Mahlers angesehen: Der mühsam sich dahinschleppende Gesang, wurde packend zu gewaltigen Steigerungen kulminiert. Das Scherzo überzeugte mit seinem grotesken, täppischen Ländler-Thema und dem überdrehten Walzer. Vollends aus den Fugen geriet die Welt im wüsten Rondo des 3. Satzes. Mit Gänsehautfaktor erklang schließlich das schmerzvolle Melos des Adagios des Finalsatzes. Sein ausdruckvolles Hauptthema, ein breit strömender mehrfach variierter Gesang der Streicher, gehört, wie der ganze Satz, zum Überzeugendsten, was Mahler je geschaffen hat. Hier erklangen herrliche farbige Streicherklänge, die „ersterbend“ in tiefster Resignation endeten.
Riesenapplaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
24. August 2023 | Drucken
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