„Es ist uns als Dresdner Philharmonie ein wichtiges Anliegen, dass auch und gerade in diesem Jahr das traditionelle Konzert zum Gedenktag am 13. Februar stattfinden kann. Ich weiß, dass die spezifische Tradition des Erinnerns, zu der auch die Gedenkkonzerte der Dresdner Philharmonie gehören, nach wie vor für viele Dresdnerinnen und Dresdner sehr wichtig ist und dass sie auch weit über Dresden hinauswirkt. Die Werke von Bach, Mozart und Strauss, die wir für das diesjährige Programm ausgewählt haben, dürften, so denke ich, diesem Tag ein besonderes musikalisches Gepräge geben“, meint der Chefdirigent dieses Orchesters Marek Janowski zu dieser Tradition. Diese reicht zurück bis ins Jahr 1946, als erstmals an die gewaltige Zerstörung der Stadt Dresden in der Bombennacht vom 13. auf den 14.2. 1945 erinnert wurde.
Coronabedingt fand das Gedenken im Freien diesmal ohne Menschenkette und das Konzert im Konzertsaal des Kulturpalastes ohne Publikum statt, wurde aber über Livestream übertragen. Und so begann das Konzert nach Grußworten von Oberbürgermeister Dirk Hilbert und von Michael Kretschmer, dem Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, mit „Ricercar a 6“ aus „Das Musikalische Opfer“ BWV 1079 von Johann Sebastian Bach, in der Fassung für Orchester von Anton Webern, dem Anlass entsprechend sehr getragen interpretiert. Die sogenannte „kleine“ g - Moll Symphonie KV 183 von Wolfgang Amadeus Mozart wurde anschließend von der Dresdner Philharmonie unter dem stets animierenden Marek Janowski sehr frisch, schwungvoll aber auch mit duftigem Schweben musiziert.
Unter dem Eindruck der Zerstörung der Münchner Staatsoper und des im Jahre 1945 verheerenden Luftangriffs auf Dresden mit abertausenden Toten komponierte Richard Strauss die „Metamorphosen“, eine Studie für 23 Solostreicher. Also war es nur naheliegend, dieses Stück als Schlusspunkt dieses Gedenkkonzertes anzusetzen: Emotional tiefgründig, weltentrückt und reich an vielen Farben erlebte man dieses Werk, einen wahren Abgesang der Trauer auf eine in Trümmern versunkene Kultur. Bemerkenswert war bei den bestens disponierten Streichern der Dresdner Philharmonie auch die ungemeine Transparenz und die solistische Virtuosität, die sie unter ihrem souveränen Chefdirigenten an den Tag legten. Und so konnte man sehr durchhörbar die kunstvolle Entwicklung der sieben Themen und Motive, unter denen sich eines an den Trauermarsch von Ludwig Beethovens 3. Symphonie, der „Eroica“, anknüpfenden Motiv letztlich durchsetzte, verfolgen. Und immer leiser werdend und letztlich sterbend endet das Werk und ließ dann Platz für eine lange Gedenkminute des stehenden und schweigenden Orchesters.
Dr. Helmut Christian Mayer
14. Februar 2021 | Drucken
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