Gounods "Faust" am Salzburger Landestheater: Der letzte Teufelspakt vor der großen Stille

Xl_faust-salzburg-10-20-1 © Anna-Maria Löffelberger

„Rien“ („Nichts“):  Es ist das erste Wort, das Faust singt. Für den Titelhelden ist das Leben eben ein „Nichts“und die Oper entstand ja auch zur Zeit des Nihilismus. Aber das Wort ist auch symbolhaft für den, durch die Politik neuerlich verkündeten Lockdown, durch den auch in der Kulturszene und speziell im Theaterbereich trotz höchster Sicherheitsvorkehrungen, Besucherdisziplin und keiner einzigen Clusterbildung „nichts“ mehr geht. Und so liegt bei der Premiere von Charles Gounods Oper Faust, die hier unter dem früher im deutschsprachigen Raum üblichen Namen „Margarethe“ aufgeführt wird, eine doch wehmütige Stimmung im Raum, als Intendant Carl Philip von Maldeghem die temporäre Schließung des Salzburger Landestheater zumindest bis Ende November verkündet und dass somit vorerst nur diese eine Aufführung dieser Oper stattfinden könne.

Ursprünglich als große szenische Produktion im Festspielbezirk geplant, habe man in diesen besonderen Zeiten jetzt nur eine konzertante Aufführung gewählt, die man pausenlos aufgeführt von drei auf rund zwei Stunden geschickt gekürzt hat. Dies relativiert sich allerdings schnell, denn die Protagonisten, alle Ensemblemitglieder des Hauses spielen an der Bühnenrampe teils intensiv und singen in hoher Qualität: Luke Sinclair als schön und baritonal timbrierten Titelhelden hört man mit weichen Lyrismen, feiner Phrasierungskunst und mühelosen Höhen. Die Marguerite der Anne-Fleur Werner erlebt man mädchenhaft, ungemein gefühlvoll mit vielen Zwischentönen und flexiblen Koloraturen. Raimundas Juzuitis ist ein spöttischer Méphistophélés, gekleidet in elegantem Frack und feuerroter, glitzernder Masche. Er singt den Satan mit stimmgewaltiger Noblesse und zurückhaltender Dämonie. George Humphreys ist ein feinsinniger Valentin mit etwas viel Tremolo, Olivia Cosio ein sympathischer, feiner Siébel. Olga Levtcheva singt die Marthe Schwerdtlein ideal. Den Chorsänger Manuel Millonigg kann man als Wagner achtbar hören. Der Chor und Extrachor des Salzburger Landestheaters (Einstudierung: Ines Kaun) singt wunderbar und mit vielen Fassetten.

Delikat, mit vielen Zwischentönen und feiner Pianokultur aber auch der notwendigen Dosis an Leidenschaften und Emotionen hört man auch das Mozarteumorchester Salzburg unter dem umsichtigen Musikdirektor des Landestheaters Leslie Suganandarajah.

Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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