Dass Rudolf Buchbinder ein ganz großer Pianist mit konstant hochstehender Qualität ist, hat er schon über Jahrzehnte immer wieder bewiesen. So auch diesmal bei Ludwig van Beethovens 4. Klavierkonzert. Dieses führt in den musikalischen Intimbereich, in die Welt des lyrisch-gelösten Ausdrucks. Genau diesen Grundgestus traf der österreichische Ausnahmepianist, der alle Stücke immer auswendig spielt, beim diesjährigen Abschlusskonzert des Grafenegg Festivals im völlig ausverkauften Wolkenturm, der Open-Air-Bühne der Festspiele im herrlichen weitläufigen Schlosspark: Die Töne, die er dem edlen Konzertflügel entlockte, waren von einer vielfältig abgestuften Ausdrucksgeste, einer sensiblen, beredten Tonsprache bis hin zu gehauchten Piani. Für den Jubel bedankte sich der österreichische Ausnahmepianist noch mit dem letzten Satz der sogenannten „Sturmsonate“ von Beethoven. Feinsinnig und rücksichtsvoll wurde er beim finalen Festspielkonzert von der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Daniele Gatti begleitet. Zuvor wurde vom Orchester noch die Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, ebenfalls von Beethoven sehr eindringlich und differenziert musiziert.
Auch bei der 4. Symphonie von Robert Schumann war wieder zu erkennen, dass das Orchester und sein neuer Chefdirigent bestens miteinander Können und Wollen: Das motivische Beziehungsgeflecht, die Einheit in der Vielheit des durchgängig komponierten Werkes, wurde hochkonzentriert, austariert, nuancenreich, rhythmisch beinahe perfekt und ungemein musikantisch musiziert. Als Zugabe spielten die Musikerinnen und Musiker spielfreudig noch ein Stück aus Felix Mendelssohns Bartholdys „Sommernachtstraum“
Nicht enden wollender Jubel für alle insbesondere für Rudolf Buchbinder, der ja schon mehrjähriger Intendant dieser niederösterreichischen Festspiele ist und dem es auch heuer wieder gelungen ist, ein großartiges Programm für das Grafenegg Festival zusammenzustellen.
Dr. Helmut Christian Mayer
13. September 2024 | Drucken
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