In Wien war es früher nahezu bei jeder Oper üblich, das Werk „auf die Harmonie“ also für Bläserensemble zu arrangieren. Dies geschah auch bei Ludwig van Beethovens „Fidelio“ nach der erfolgreichen Endfassung 1814 durch Wenzl Sedlák für neun Bläser. Diese Fassung enthält eine Auswahl von 11 Stücken mit der Fidelio Ouvertüre beginnend bis zur „Namenlose Freude“. Die Kerkerszene und die brutale Welt des Don Pizzarro bleiben ausgespart. Auf Harmoniemusik muss man sich einlassen, wenn man das Original kennt. Aber das Ensemble Zefiro diesmal unter Leitung von Paolo Grazzi an der Oboe wusste im vollen Planetensaal des Schlosses von Eggenberg bald sämtliche Bedenken über fehlende Streicher und Klangfülle zu zerstreuen. Denn abgesehen von kleineren Präzisionsmängeln wurde sehr akzentuiert, reich an Farben und mit viel Frische musiziert. Auch die vielen solistischen Einlagen und Zwiegespräche gefielen.
Damit aber nicht genug, gab es danach im wunderbaren Schlosspark während eines gemütlichen Picknicks Stücke aus Mozart-Opern, bei denen von den Musikern nicht nur ambitioniert gespielt, sondern auch herrlich geblödelt wurde. Zudem gab es ein Ratespiel für die Zuhörer mit Preisen. In beiden Fällen gab es reichlichen Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
04. Juli 2023 | Drucken
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