Graz: Das Recreation Orchester mit Nuancenvielfalt und zugespitzten Akzenten

Xl_mei_ann_chen-recreation_orchester-graz-2-24 © Helmut Christian Mayer

In farbiger Pracht wurde gleich einleitend die Burg „Vyšehrad“ vorgestellt. Dann durfte man dem Lauf der „Moldau“, dem wohl populärsten Part des Zyklus folgen: Mit munteren, sauberen Flötenläufen bei der Quelle über strahlend farbige Streicher, die das berühmte Hauptthema anstimmten, mit sicheren Hörnern bei der Waldjagd, majestätisch wenn der Fluss am Burgfelsen bei Prag vorbeiströmt: Gleich zweimal war der Grazer Stefaniensaal ausverkauft, als das Grazer Recreation Orchester unter der wieder mit großen Gesten dirigierenden Mei-Ann Chendiese zwei Teile aus Bedřich Smetanas sinfonischer Dichtung „Má Vlast“ („Mein Vaterland“) anstimmte, wobei teils etwas langsamere Tempi als gewöhnlich gewählt wurden.

Wegen seiner einnehmenden Melodik und Schönheit ist es eigentlich unverständlich, dass das anschließend musizierte Werk so selten aufgeführt wird: Antonín Dvořáks 8. Symphonie, gelöst von allen Zwängen der symphonischen Gattungstradition, erlebte man mit präziser, stets animierender Zeichengebung der Chefdirigentin in ebenfalls etwas verhaltenen Zeitmaßen. Die Musikerinnen und Musiker wurden der lyrisch-heiteren Grundstimmung dieser intimsten und originellsten, ja „modernsten“ Symphonie von Dvorak voll gerecht. Beim meist präzis muszierenden Klangkörper fehlte es jedoch teils an Ausgewogenheit, was sich in einer gewissen Blechlastigkeit manifestierte.Mitreißend war jedoch immer die Spielfreude, spannungsgeladen und höchst musikantisch ihr Spiel. Man erlebte hohe Klangqualität und spieltechnische Standards auch bei den vielen solistischen Einlagen. Meist hörte man viele Farben, Nuancen und Akzente, aufregende und zugespitzte Klanggewalten mit dynamischen Ausbrüchen bis hin zum schmetternden Finale.

Heftiger Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading