Graz: Dialog von Monteverdi und Caravaggio bei der Styriarte, den steirischen Festspielen

Xl_caravaggio-martirio-di-sant_orsola-caravaggio-foto-gaetano-pappalardo-styriarte-graz-6-24-1 © Gaetano Pappadella

Beide waren Genies des 17. Jahrhunderts. Der eine, Claudio Monteverdi schuf 1600-1608 in Mantua Madrigale im damals neuen Barockstil und die ersten gültigen Barockopern. Der andere, Michelangelo Merisi genannt Caravaggio, nach seiner Herkunft in der Nähe von Mailand, erfand um 1600 die Barockmalerei. Beider Werke sind bestimmt von besonderer Theatralik, beredter Gestik und scharfen Kontrasten. Deshalb kam die Styriarte, die steirischen Festspiele, auf die innovative Idee, diese beiden Künstler in einem Programm dialogartig zu vereinen.

Möglich machten dies in der Grazer Helmut-List Halle das Ensemble „La Venexiana“ unter der Leitung von Gabriele Palomba auf der Theorbe, Dario Carpanese (Cembalo) sowie den glasklar und stilsicher singenden Sopranistinnen Emanuela Galli und Agnese Allegra und der Tenor Giacomo Schiavo. Sie alle interpretierten sehr intim, innig und ausdruckstark in unterschiedlichen Besetzungen eine Reihe von Madrigalen von Monteverdi, wie etwa den Ohrwurm „Pur ti miro“ („Dich erblicken“), das Schlussduett aus der Oper „L’incoronazione di Poppea“, der auch als Zugabe wiederholt wurde. Oder „Lamento d‘Arianna“ wie auch „Bel pastor“. Recht humorvoll wurde auch „Io son pur vezzosetta pastorella” interpretiert. Aber auch andere Komponisten wie Heinrich Schütz, Sigismondo d‘India oder Benedetto Ferrari kamen zu Wort.

Und was dem Ganzen einen ganz besonderen Reiz verlieh, waren die nachgestellten Gemälde, die „Tableaux vivant“ von Caravaggio. Die dreiköpfige Gruppe „Teatri 35“ (Antonella Parrella, Francesco Ottavio De Santis, Gaetano Coccia) wussten mit wenigen Requisiten und Versatzstücken wie verschiedenfarbigen Tüchern und Kleidungsstücken mit Unterstützung des passenden Lichtstimmungen das berühmte „Chiaroscuro“, das „Helldunkel“ stimmungsvoll und wirklichkeitsnah zu präsentieren. Von den zahlreichen lebendigen Bildern gefielen besonders „Das Martyrium der heiligen Ursula“ oder „Judith enthauptet Holofernes“, wie auch „Die Dornenkrönung Christi“ (im Kunsthistorischen Museum in Wien zu bewundern).

Das Publikum zeigte sich von der Idee begeistert und jubelte mit stehenden Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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