Nikita Boriso-Glebsky trägt einen Namen, den sich alle, die ihn noch nicht kennen, merken sollten. Denn der vielfach preisausgezeichnete, russische 36-jährige Geiger, der bereits weltweit mit den besten Orchestern und Dirigenten auftritt, hat nämlich die Fähigkeit, seine edle Violine, eine Matteo Goffrillers aus 1720, zum Weinen zu bringen: Von ungemein sinnlicher Emotion und exemplarischer Reinheit war sein nobler und feiner Ton, technisch hochvirtuos und reif sein Spiel, als er im Grazer Stefaniensaal, das erste Violinkonzert von Max Bruch in g-Moll, op. 26, das zum Quartett der vier beliebtesten Konzerte des 19. Jahrhunderts zählt, zum Besten gab. Besonders das Adagio, einer der berühmtesten langsamen Sätze der romantischen Konzertliteratur überhaupt, geriet zum Ereignis. Seinen bejubelten Auftritt krönte er noch mit einer Zugabe von Johann Sebastian Bach, mit der Sarabande aus der Solopartita Nr. 2, für Solovioline in d - Moll, BWV 1004.
Bei der Begleitung des Recreation Orchesters aus Graz, ein Nachfolgeorchester der Grazer Symphoniker, geriet allerdings unter der sehr energischen Stabführung von Andreas Stoehr einiges zu wuchtig und zu massiv, einiges hätte man gerne feiner erlebt. Dies merkte man nach der sehr forsch musizierten Ouvertüre von Mozarts „Zauberflöte“ auch etwas abgeschwächt bei einem Gustostückerl, nämlich Franz Schuberts Symphonie Nr. 7 in h-Moll D 759, wobei aber immer große Vitalität und starke Akzente hörbar waren. Auch wurde der Gegensatz zwischen dem düsteren ersten und dem fröhlichen zweiten Satz gut herausgearbeitet. Ebenso wurde man dem raunend-geheimnisvollen Erzählton Franz Schuberts voll gerecht!
Starker Applaus in beiden Fällen!
Dr. Helmut Christian Mayer
16. März 2022 | Drucken
Kommentare