„O weiter stiller Friede! So tief im Abendrot…“: Von allen Orchesterliedern von Richard Strauss nehmen die “Vier letzten Lieder”, eine Sonderstellung ein. Sie künden von Todesbereitschaft, Stille und viel Zärtlichkeit. Stilistisch kehrte der damals 84-jährige Meister auf die einfache melodische Linie zurück und schuf Lieder in meisterlicher Vollendung und prachtvoller Schönheit. Es fehlte etwas an Wortdeutlichkeit, aber sonst wurden sie von der Schweizerin Flurina Stucki kraftvoll, mit wunderbarer Phrasierung und auch Innigkeit gesungen. Dazu ließ Chefdirigent Roland Kluttig bei den Grazer Philharmonikern ein farbenprächtiges Tongemälde malen.
Gleich zu Beginn erklangen die „Four Sea Interludes“ - Vier Seebilder von Benjamin Britten, Zwischenspiele aus der Oper „Peter Grimes“ wie das Meer expressiv, gewaltig, spannungsgeladen, düster und unberechenbar gefährlich. Wie überhaupt das Eröffnungskonzert immer Bezug auf die kommende Saison der Grazer Oper nimmt. Denn die heurige erste Opernpremiere wird eine szenische Umsetzung von Brittens „War Requiem“ sein, in welchem Stucki auch die Sopranpartie übernehmen wird.
Und weil auch Leoš Janáček Oper „Jenufa“ am Programm steht, wurde von diesem Komponisten seine effektvolle „Sinfonietta“mit der bekannten Fanfare von 13 zusätzlichen Blechbläsern zu Beginn und am Ende, eine Liebeserklärung Janáčeks an seine Heimatstadt Brünn, vom Orchester strahlend und ambitioniert wiedergegeben.
Dazwischen konnte man noch „Blue Bells or Bell Blues“ von Martin Smolka, einem der bedeutendsten 1959 geborenen, zeitgenössischen, tschechischen Komponisten vom hochkonzentrierten Orchester erleben, in welchem auf faszinierende, vielfältige Weise der Klang der Glocken erforscht wurde.
Viel Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
17. September 2022 | Drucken
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