Es ist ein Meisterstück des damals 80-jährigen Ivàn Eröd: Das Tripelkonzert für drei Klarinetten op. 92, dessen Uraufführung 2016 in Wien von den Widmungsträgern, Ernst und dessen beiden Söhnen Daniel und Andreas Ottensammer stattfand. Ohne experimentelle Klangzonen ist dem Komponisten innerhalb der traditionellen Tonarten viel eingefallen, inklusive eines mitreißenden Finales mit ungarischem Kolorit. Es ist sowohl ein Wettstreit der Solisten untereinander als auch mit dem Orchester, bei dem Andrea Götsch, Alexander und Michael Gurfinkel im Stefaniensaal in Graz solistisch mit größter Virtuosität glänzen konnten. Konzentriert musizierte dabei das Recreation Orchester Graz unter seiner Chefdirigentin Mei-Ann Chen.
Über zart gedämpften Streicherharmonien erklang dann im Englischhorn wunderbar und sehnsuchtsvoll die unvergleichlich schöne und melancholische Weise. Sie ertönte wie aus einer „Neuen Welt“ und ist so eingängig und so bekannt geworden, dass sich die Schlagerindustrie ihrer ungeniert bemächtigt hat. Aber nicht nur beim Largo von Antonin Dvoraks 9. Symphonie, das vom Komponisten auch als „Legende“ bezeichnet wurde, zeigten die Musiker, ihr hochstehendes, qualitätsvolles Musizieren. Auch bei den vielen dynamischen Ausbrüchen, die allerdings wegen der großgestisch agierenden Dirigentin teils zu wuchtig gerieten, bis hin zur abschließenden Apotheose des Finalsatzes mit seinem markanten Thema mit den schmetternden Trompeten und Hörnern wurde abgesehen von kleineren, unexakten Trübungen, ungemein musikantisch, vital, spannungsgeladen, mit opernhafter Dramatik und der Weite des Gefühls musiziert, das es eine Freude war.
Viel Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
12. Mai 2022 | Drucken
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