Graz: Zum Saisonabschluss eine hochkarätig besetzte und schwungvoll interpretierte „Fledermaus“ von Johann Strauß

Xl_fledermaus-graz-6-23-1 © Luef-Light

„Ein österreichischer Beamter hat in seinem Büro Anspruch auf seine pragmatisierte Ruhe“: Mit solchen und viele weiteren aktualisierten Sprüchen wegen des in der Zelle lautstark singenden Häftlings Alfred, hatte der Gefängnisdiener Frosch die Lacher immer auf seiner Seite. Rudi Roubinek spielte den gern und viel Sliwowitz trinkenden Beamten im Grazer Stefaniensaal: Köstlich, den Betrunkenen nie überzeichnend, jede Pointe richtig setzend, führte er schon von Anfang wie ein Moderator höchst amüsant durch die konzertante Aufführung von der „Fledermaus“ von Johann Strauß im Grazer Musikverein.

Apropos konzertant: Davon konnte keine Rede sein, denn es wurde vor Projektionen von alten Bildern der jeweiligen Örtlichkeiten vom gesamten passend kostümierten Ensemble sehr lebendig, spielfreudig und viel Witz (nur selten etwas zu verblödelt) unter Einbeziehung des Zuschauerraums agiert. Für diese Regie sorgte Michael Kraus, der auch als Gefängnisdirektor Frank ideal zu erleben war.

Dieses agiert nicht nur extrem spielfreudig, sondern sang auch hochkarätig: So ist Mauro Peter ein bühnenpräsenter, charmanter Eisenstein mit stimmkräftigem, höhensicherem Tenor. Mit wunderbaren kraftvollen Höhen und farbenreichem Sopran zeigte sich Christiane Karg als Rosalinde. Daniela Fally verfügte als extrem witziges Stubenmädel Adele über einen glockenreinen und federleichten Sopran. Da saß jede Koloratur. Weiters gefielen Liviu Holender als Dr. Falke mit weich timbriertem Bariton wie auch Ilker Arcayürek mit viel Schmelz als Alfred. Michael Schade mit grellrotem Sakko und einem kecken hochgesteckten Zöpfchen am Kopf sang als Prinz Orlofsky mit feinen Tenorfarben. Robert Bartneck (Dr. Blind) und Mariella Hofbauer (Ida) boten gute Rollenporträts. Exzellent sang auch der Arnold Schoenberg Chor.

Das ORF-Radio-Symphonieorchester Wien unter Emmanuel Tjeknavorian, der auch einmal selbst zur Geige griff und mitspielte, musizierte meistens eines Sinnes mit den Sängern sehr akzentreich und mit teils flotten Tempi. Die populäre, unwiderstehliche Musik wurde sehr luftig und schwungvoll zum Klingen gebracht.

Stehende Ovationen eines viel lachenden Publikums für einen gelungenen Saisonabschluss des Grazer Musikvereins!

Dr. Helmut Christian Mayer

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