Großes Staraufgebot beim Galakonzert zum 50-jährigen Salzburger Jubiläum von Plácido Domingo

Xl_domingo-gala--c_marco-borrelli-salzburg-5-24-1 © Marco Borelli

„Er ist der King of Opera“: So nannte ein sichtlich gerührter Rolando Villazón, der mit ansteckender Begeisterung auf Englisch den Abend moderierte, „unseren Mentor“ Plácido Domingo, dessen 50-jähriges Bühnenjubiläum es bei den Salzburger Festspielen zu Feiern galt. Hier debütierte er 1975 als Don Carlos und sang in 73 Opernaufführungen und vielen Konzerten. Der heute 84-jährige ist aber auch ein Ausnahmesänger, denn er sang in seiner beispiellosen Sängerkarriere 150 verschiedene Rollen in über 4.200 Abenden, zuerst als Bariton, dann hauptsächlich als Tenor und schließlich wieder als Bariton und nahm 100 komplette Opern auf Tonträger auf. Wahrscheinlich ein Weltrekord! Grund genug für eine Gala bei den Pfingstfestspielen mit wechselnden, riesigen Projektionen des Jubilars aus diversen Produktionen im Hintergrund.

Natürlich hat das Alter auch stimmliche Spuren hinterlassen aber seine Bühnenpräsenz ist ungebrochen, und sein bronzenes Timbre in der Mittelage fasziniert noch immer. Er beindruckte wieder allein als Verdis „Macbeth“ sowie in mehreren Duetten mit Sängerinnen und Sängern, bei denen der Starfaktor sehr groß war! Denn alle von ihnen waren über Jahre Gewinner der von Domingo seit 30 Jahren geleiteten Operalia-Competition: Gemeinsam mit der mit flexiblem, silbrigen Sopran singenden Aida Garifullina sang er ein Duett aus „La Traviata“. Sie gefiel auch noch wunderbar mit „Casta Diva“ aus Bellinis „Norma“. Gemeinsam mit Elena Stikhina war er in dem sehr einfühlsam gesungenen Duett aus „Il trovatore“ zu hören. Letztere beeindruckte noch mit „Io son l’umile ancella“ aus Cileas „Adriana Lecouvreur“. Mit Dmitry Korchak sang er das berühmte Duett aus Bizets „Les Pecheur de perles“ ungemein unter die Haut gehend. Einfühlsam erklang bei Korchak die Arie des Lenski aus Tschaikowskis „Eugen Onegin“. Mit Sonya Yoncheva erlebte man Domingo in einem Duett aus der Zarzuela „El gato montés“ von Penella. Diese sang ätherisch schön das „Lied an den Mond“ aus Dvoraks „Rusalka“. Mit machtvollem Bass imponierte Erwin Schrott in der französischen Fassung als Philippe in Verdis „Don Carlos“. Weiters waren die schönen Tenöre, der junge Bekhzod Davronov mit einer Arie aus Gaetano Donizettis „Lucia da Lammermoor“ sowie René Barbera mit mühelosen, extremen Höhen in Rossinis „Guillaume Tell“ zu erleben. Natürlich kam auch Villazón mit Arien aus „Massenets „Le Cid“ und aus der Zarzuela „Maravilla“ von Torroba schwärmerisch zu Wort.

Marco Armiliato dirigierte versiert und stilsicher das Münchner Rundfunkorchester, das meist klangvoll und ausgewogen zu hören war.

Und weil es so schön war, gab es noch von allen, samt der dazugestoßenen Cecilia Bartoli als Zugaben „Lippen schweigen“ und „Dein ist mein ganzes Herz“ von Lehár als umjubelte Zugaben. Sichtlich gerührt bedankte sich Domingo beim Publikum!

Dieses im übervollen Großen Festspielhaus – es waren sogar seitlich noch zusätzliche Sesselreihen aufgestellt - war nicht auf den Sitzen zu halten, es spendete immer wieder jubelnd stehende Ovationen. Ein erfolgreicher Abschluss der mit 98% ausgelasteten Festspiele.

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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