Humperdincks „Hänsel und Gretel“ in Salzburg, wo die die Hexe wieder zur Mutter wird

Xl_h_nsel_und_gretel-__tobias_witzgall-salzburg-12-24-5 © Tobias Witzgall

Romantik pur erlebt man musikalisch beim Mozarteumorchester Salzburg unter ihrem Musikchef Leslie Suganandarajah bei der Neuproduktion von „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck am Landestheater Salzburg, eine Oper, die meist in der Weihnachtszeit aufgeführt. Hier wird der spätromantische, von Richard Wagner unverkennbar und immens beeinflusste Orchestersatz, der mit Elementen der Volksmusik verbunden ist, mit seiner sprechenden Natur- und Waldschilderung meist ideal und nur manchmal zu laut musiziert. Die vielen Feinheiten der Partitur werden in einem wahren Klangzauber weidlich und detailreich ausgekostet.

Auf hohem Niveau erlebt man auch die Sänger: Allen voran singt Katie Coventry, wiewohl in der Pause als indisponiert angesagt, einen burschikosen, stimmkräftigen und intensiven Hänsel. Anita Giovanna Rosati ist eine lebhafte, entzückende, kindliche Gretel. Beide singen und spielen mit natürlicher und jugendlicher Naivität. Martina Mikelic in der Doppelrolle als Mutter, die zur Knusperhexe mutiert, spielt listig-bösartig und zieht alle nur möglichen Register ihres komödiantischen Könnens. Eindrucksvoll wirkt George Humphreys als Vater mit großer Stimmkraft. Tetiana Dyiu hört man als glasklares, blitzsauberes Sand- und Taumännchen. Exzellent vorbereitet klingt und spielt der Salzburger Festspiele und Theaterkinderchor.

Auf der Bühne ist es bitterkalt, es schneit, überall liegt Schnee. Nebelschwaden ziehen über die graue Landschaft, im Hintergrund ein düsterer Wald. Man wohnt in einer winzigen, hölzernen Bretterbude auf Rädern:  So präsentiert sich wird. Die Bretterbude mutiert später zum Hexenhaus mit aufgeklebten Lebkuchen. Statt irgendwelcher Engel und so mancher sonstiger Fantasiewesen erscheinen bei der Pantomine die vielen verzauberten Kinder.

Trotz der szenischen Nüchternheit und der beschränkten Märchenromantik wird die Geschichte, deren Libretto von Adelheid Wette, der Schwester des Komponisten stammt und die absolut dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm folgt, recht stimmungsvoll mit reicher Vitalität und viel Tanz erzählt. Regisseur Thomas Mika, auch für Bühne und Kostüme verantwortlich,gelingt es auch, diese populäre Märchenoper, die meist die erste Begegnung der Kinder mit dem Genre Oper überhaupt darstellt, kindergerecht in Szene zu setzen. Nicht neu aber trotzdem seltsam erscheint hingegen der Regieeinfall, dass die ziemlich böse gezeigte Mutter mittels Hakennase zur Hexe mutiert, um dann später, wenn die Hexe im Ofen verbrannt ist, wieder geläutert zur Mutter zu werden. Vielleicht ein Traum?

Reichlicher Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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