„Chi la dura la vince“ (Wer durchhält, gewinnt): Diese Inschrift zum Finale im Hintergrund, auch der Untertitel der Oper, ist die Moral der Geschichte. Denn es ist die Standhaftigkeit der Titelheldin „Idalma“, die der gleichnamigen Oper zu ihrem Happyend verhilft. Sie ist aber auch eine Botschaft von hoher Aktualität, da in den letzten Monaten die Kulturschaffenden viel Durchhaltevermögen haben mussten.
Und auch der Plot selbst hat eine gewisse Aktualität: Geht es doch um einen adeligen und leichtfertigen Schürzenjäger Lindoro, der seine jüngste Eroberung Idalma sitzen lässt um zu seiner Exfrau Irene zurückzukehren. Diese hat aber mittlerweile seinen besten Freund Celindo geheiratet, was allerdings den Schwerenöter nicht abschreckt. Nach etlichen Irrungen und Verwirrungen kommt es dann doch zur Versöhnung aller.
Es ist schon Tradition, die Festwochen mit einer barocken Rarität zu eröffnen: 340 Jahre wurde die 1680 in Rom uraufgeführte Karnevalsoper „L'Idalma overo Chi la dura la vince" - sie ist eine von drei szenischen Opern, die dieses Jahr im Rahmen der Festwochen dargeboten werden, von Bernardo Pasquini (1637-1710), damals eine musikalische Instanz in Rom, nicht mehr gezeigt. Jetzt wurde ihr im Rahmen der 45. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik wieder Leben eingehaucht und es wurde trotz der Dauer von viereinhalb Stunden (inklusive zweier Pausen) eine kurzweilige Zeitreise.
Denn Alessandra Premoli inszeniert am Innsbrucker Haus der Musik mit leichter Hand, viel Witz, Ideen und Anspielungen. Zudem verquickt die italienische Regisseurin Vergangenheit mit Heute und lässt einen alten Salon eines Palazzo (Bühne: Nathalie Deana) parallel zur eigentlichen Handlung von immer wieder auftauchenden Bauarbeitern restaurieren. Wiewohl sich diese Konzeption bald abgenützt hat, vermischen sich die beiden Zeitebenen und lassen so manch geisterhafte wie auch komische Situationen entstehen, wobei üppige, prächtige, alte Kostüme (Anna Missaglia) mit heutigen kombiniert werden.
Das von großen Gefühlen strotzende Libretto hat Pasquini exquisit mit lustvollen Passagen, viel musikalischem Witz und Leichtfüßigkeit vertont. Das bewährte Festival Orchester unter dem auch das Cembalo spielenden Intendanten Alessandro De Marchi - der mit Giovanna Barbati eine Neufassung des vergessenen Werkes anhand der Handschrift des Komponisten erstellt hat, wird genauso mit viel Frische und reich an Nuancen musiziert.
Gesungen wird, wie bei den Festwochen üblich, in höchster Qualität: Arianna Vendittelli singt die Idalma mit saubersten Koloraturen und viel Ausdruck. Rupert Charlesworth ist ein höhensicherer Lindoro. Margherita Maria Sala verfügt als Irene über einen schönen Mezzo und zeigt in ihrer „Wutarie“ viel Temperament. Als ihr Bruder Almiro gefällt Morgan Pearse mit kernigem Bariton. Der neue Ehemann der Irene ist Juan Sancho, der den Celindo mit leichtem, flexiblem Tenor singt. Als Pagen vernimmt man die schönstimmige Anita Rosati, den Diener gibt Rocco Cavalluzzi mit wohlklingendem Bass.
Frenetischer Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
17. August 2021 | Drucken
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