Johann Joseph Fux: "Julo Ascanio, Re d'Alba" bei der styriarte - Kein Opernfest ohne Kaiserschmarren

Xl_ascanio-styriarte-graz-6-18-1 © Werner Kmetitsch

An Apfel-Cider, Bier, Chili con carne und einem „Maul voll Kaiserschmarren“ können sich alle Besucher teils vor und teils nach der Oper im neu geschaffenen „Glücksgarten“, gleich neben der eher nüchternen List-Halle in Graz delektieren. Dort, wo auch ein verkleideter Fuchs, ein maskierter Schmetterling und eine Fliege herumschwirren, kann das Publikum zwischen extra zu diesem Zweck kreierten Skulpturen, kleinen Brückchen und einem Weiher flanieren. Dazu spielen „Die fidelen Hirtenfelder“, ebenfalls in Maske, zünftig auf. Durch den Abend führt doch tatsächlich Johann Joseph Fux (der Schauspieler Christoph Steiner), der Komponist mit steirischen Wurzeln aus Hirtenfeld, in der Nähe von Graz gelegen, begleitet von einem frechem „Fräulein Austria“ (Jutta Panzenböck), einer Mätresse des damaligen Kaisers, die so manche Schnurre erzählen: Gemäß dem heurigen Motto der „styriarte“ „Felix Austria“ ist ein kaiserliches Fest für alle Sinne angesagt, in deren Mittelpunkt die Rarität „Julo Ascanio, Re d’Alba“ steht. Es ist die frühest erhaltene Fux-Oper, die zu Ehren des habsburgischen Kaisers Joseph I um 1708 in der Wiener Hofburg uraufgeführt wurde und die erste von sechs in den nächsten Jahren geplanten Opern der steirischen Festspiele.

Julius Ascanius, Sohn des trojanischen Helden Aeneas, siegt und siegt. Dann verschaut er sich allerdings in die Schwester seines Feindes, die jedoch vorerst von ihm nichts wissen will. Nach einigem Zureden auch vom Bruder und der Mutter gibt es doch ein Happy End. Aus dieser Verbindung soll nicht nur Julius Caesar sondern nach Jahrhunderten das Geschlecht der Habsburger hervorgehen. Dieses handlungsarme Serenata wird in der List-Halle in ziemlich schrägen Kostümen (Lilli Hartmann, die auch den „Glücksgarten“ gestaltet hat) mit einem angedeuteten Hügel von Wolfgang Atzenhofer recht statisch aber nicht ohne Augenzwinkern umgesetzt. Aufgemotzt wird die Szenerie durch permanente, hochkomplexe Videoprojektionen (Team OchoReSotto) mit bunten geometrischen, gegenständlichen aber auch abstrakten Formen und Makroaufnahmen, die phantasievolle Räume erzeugen.

„Mit geläufigen Gurgeln“ erlebt man die Sänger. Der Countertenor Kai Wessel singt den Titelhelden, König von Alba, nach anfänglichen Unsicherheiten fast souverän. Seine angebetete Emilia wird von Arianna Vendittelli mit reinem Sopran koloraturensicher gesungen. Ein Attribut, das auch auf Monica Piccinini als ihre Mutter Carmenta zutrifft. Profund erklingt der Bass von Mauro Borgioni als besiegter Bruder Evandro, Fürst von Arkadien. Mit solidem Tenor hört man Valerio Contaldo als Vertrauten von Ascanius.

Das Zefiro Barockorchester unter Alfredo Bernardini musiziert das Feuerwerk an brillanten Einfällen von Fux mit Stilsicherheit, Frische und vorwärtsdrängendem Drive. Ein unterhaltsamer, gelungener Abend, der vom Publikum bejubelt wurde.

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