Klagenfurt: Alan Menkens Musical „Sister Act“ in fetziger, tempo- und gagreicher Umsetzung

Xl_sister_act-klagenfurt-_c_arnold_p_schl-1-25 © Arnold Pöschl

Wir befinden uns Ende der 1970er Jahre in Philadelphia. Dort beobachtet die Nachtclubsängerin Deloris van Cartier nach einem ihrer Auftritte einen Mord und wird im Rahmen eines Zeugenschutzprogramm in einem extrem konservativen Kloster als Nonne Mary Clarence verkleidet, versteckt. Sehr zum Leidwesen der strengen Mutter Oberin mischt sie dort alles ziemlich auf. Da die Nonnen im Kirchenchor völlig falsch singen, übernimmt Deloris die Leitung. Jetzt wird jeder Gottesdienst zum Event und die Messen ziehen immer mehr Publikum an. Als die Schwestern mit Glitzerkostümen (Frank Lichtenberg) schließlich vor dem Papst auftreten, kommen die Gangster auf ihre Spur und die Nonnen schweben in großer Gefahr. Aber wie nicht anders zu erwarten, gibt es ein Happyend.

Davon handelt das Musical Sister Act“, das auf dem gleichnamigen Film mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle aus 1992 basiert. Der Film ist ein echter Klassiker! Auch die Musical Adaption desselben aus 2006 (Erstfassung) steht diesem in nichts nach. Jetzt konnte man das Stück am Stadttheater Klagenfurt sehr gelungen erleben. Regisseurin Andrea Schwalbach erzählt die vergnügliche Geschichte sehr unterhaltsam mit viel Humor, Herz und exaktem Timing. Die vielen Szenen werden durch schnelle Wechsel tempo- und gagreich gezeigt. Etwas minimalistisch ist die Bühne (Stephan von Wedel) mit sehr einfach aussehenden, bloß angedeuteten Örtlichkeiten.

Die eingängige, nicht aus dem Film stammende Musik komponierte der mehrfache Oscarpreisträger Alan Menken, der schon die Filmmusik etwa zu den Disney Filmen „Arielle, die Meerjungfrau“, „Die Schöne und das Biest“ und „Pocahontas“ komponiert hatte.  Sie ist ein Stilmix aus Soul, Funk, Jazz, Pop & Disco aber auch aus Chorälen, Musical-Rührseligkeit wechselt mit Show-Bombast. 2011 wurde überdies für die Produktion des Musicals am Ronacher eine große Orchesterfassung mit zusätzlichem Streicherapparat erstellt, die nun auch in Klagenfurt zur Aufführung gelangt. Das Kärntner Sinfonieorchester unter der jungen Dirigentin Hannah Eisendle, die zum Finale am Pult sogar als Papst ausstaffiert auftritt, sorgt für den richtigen Drive und den fetzigen Swing. Die meisterlich komponierten Songs erklingen übrigens auf Englisch, die Dialoge werden auf Deutsch gesprochen.

Was diese Show zudem auch auf ein hohes Level hebt, sind neben den Choreographien von Kati Farkas, die vom gesamten Ensemble hinreißend getanzt werden, auch die herausragenden Protagonisten: Gloria Enchill, die in der Rolle der Deloris glänzt, hat nicht nur eine Powerstimme, die mühelos jeden Ton trifft, sondern auch eine Bühnenpräsenz, die das Publikum im Sturm erobert.  Ebenso beeindruckend ist Franziska Schuster als strenge Mutter Oberin, die von Deloris als „Mutti“ bezeichnet wird. Mit einer Mischung aus Autorität und trockenem Humor sorgt sie für zahlreiche Lacher –ihre gesanglichen Leistungen sind dezent, natürlich und nuanciert. Auch die übrigen Schwestern, insbesondere die intensive Hanna Schwarz (Mary Robert), Elke Kottmair (Mary Patrick), Odette Brenninmeijer (Mary Lazarus) gefallen ebenso wie Michael Duregger als Monsignore O’Hara sowie Markus Neugebauer  als Gangster Curtis Jackson, sowie Bosse Vogt als Polizist Eddie Fritzinger, der heimlich in Deloris verliebt ist. Besonders zu erwähnen sind auch die vielen kleineren Rollen wie auch der exzellent singende und tanzende Damenchor des Hauses (Einstudierung: Günter Wallner).

Zum Schluss gab es stehende Ovationen! „Sister Act“ entwickelt sich zum absoluten Publikumshit, denn alle Vorstellungen sind bereits ausverkauft!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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