Klagenfurt: Die Harfenistin Hannah Senfter und das KSO unter Nicholas Milton begeisterten bei einer musikalischen Weltreise

Xl_senfter_hannah-kso-10-23 © Helmut Christian Mayer

Pedal-Glissandi, Spiel mit Fingernägeln, gitarrenartige Klänge oder Streichen der tiefen Saiten mit den Handflächen: Nicht nur in dieser diffizilen Solokadenz zu Beginn des 3. Satzes, sondern auch sonst konnte Hannah Senfter ihre hohe Virtuosität im Harfenkonzert von Alberto Ginastera, dessen Uraufführung 1965 stattfand, ausspielen. Von argentinischer Folklore, etwa von einem Malambo, einem Tanz der Gauchos ließ sich der argentinische Komponist dafür inspirieren. Jede Menge Esprit und Raffinesse ist bei der Soloharfenistin des KSO im Spiel. Das funkelte, das sprühte, man glaubt ja gar nicht, wie brillant eine Harfe klingen kann. Und sie wurde mitreißend vom Kärntner Sinfonieorchester (KSO) beim ersten Konzert der neuen Saison mit großer Schlagwerkbesetzung unter seinem Chefdirigenten Nicholas Milton im Klagenfurter Konzerthausbegleitet. Für den Jubel bedankte sie sich mit dem Schlagzeuger gemeinsam mit dem „New Blues“ von Deborah Henson-Conant als Zugabe. Zuvor erklangen afrokaribische Rhythmen mit Elementen der Mayas in „Sensemayá“ von Silvestre Revueltas. Die mitreißend gespielte Zugabe Danzón Nr. 2 von Arturo Márquez gab es schon vor der Pause.

Richtig mitreißend und fetzig erlebte man dannGeorge Gershwins An American in Paris“, die autobiographischen Eindrücke einer Europareise 1928 mit Taxihupen, authentischer Tanzsaalmusik kombiniert mit Jazz- und Blueselementen aber auch einer Charleston Melodie.

„Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, den Boléro, leider enthält er keine Musik“, meinte Maurice Ravel (1875 – 1937) zu seinem Komponistenkollegen Arthur Honegger. Der Boléro aus 1928 ist sicher Ravels populärstes aber bei weitem nicht bedeutendstes Werk. Zwei Boléro - Weisen werden in immer neuer instrumentaler Beleuchtung zu einem bis zum vorletzten Takt konstanten Rhythmus der kleinen Trommel etwa 17 Minuten und mehr als 300 Takte lang in Abwechslung ständig wiederholt. Zusätzliche Popularität gewann das Stück durch den Film „Die Traumfrau“ (1979) mit Bo Derek. Zahlreiche Popmusiker ließen sich von Boléro inspirieren wie Frank Zappa, Emerson Lake & Palmer, Deep Purple….

Es war der vorzügliche Schlagwerker Stefan Lichtenegger, der die mehr als 300 unveränderten Takte auf der kleinen Trommel präzis und bravourös schlug. Hier konnte das Orchester die dynamische Zwanghaftigkeit mit dem sich allmählich aufbauenden Crescendo, in den wechselnden, raffinierten Instrumentierungen in 18 Variationen mit den elektrisierenden Spannungsreiz und dem farbige Orchestertimbre voll ausspielen. Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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