Klagenfurt: „Fledermaus“ von Johann Strauß - Spritzig funkelnd wie perlender Champagner

Xl_fledermaus-klagenfurt-12-23 © Karlheinz Fessl

Schon während der Ouvertüre hebt sich etwas der Vorgang und lässt einen Blick auf schwungvoll tanzende Frauen- und Männerbeine zu. Und dann, wenn er sich komplett öffnet, geht es gleich rund. Denn bei der Inszenierung seiner bereits in Bonn gezeigten „Die Fledermaus“ von Johann Strauß gibt Aron Stiehl am Stadttheater Klagenfurt von Anfang an ordentlich Gas. Da sprudeln die Ideen und Gags scheinbar unerschöpflich aus ihm nur so heraus. In dieser Kooperation mit dem Theater Bonn setzt der Intendant des Stadttheaters bei dieser populären Meisteroperette, so wie er es stilistisch eigentlich immer macht, auf spritzigen Schwung und große Liebe zu Details. Dazu kommen ein perfektes Gespür für das Timing, Auftritte übers Publikum, das beim erstmaligen Erscheinen vom Prinzen Orlofsky sich von den Sitzen erheben muss und etliche einfallsreiche Tanzeinlagen (Bärbel Stenzenberger).

All dies spielt sich in einem Puppenhaus mit kleinen, mit neben- und übereinander verschachtelten Zimmerchen ab, voll Champagnerflaschen und Gläsern, zuerst Eisenstein Villa darstellend (Ausstattung: Okarina Peter und Timo Dentler). Hier versteckt Rosalinde ihren unerwartet auftauchenden Liebhaber Alfred vor ihrem Ehemann im Champagnerkühlschrank. Im zweiten Akt verwandelt sich das nun weit aufgefächerte Bühnenbild in eine verwunschene Lasterhöhle von Orlofsky mit Grünzeug auf der Decke und einem schwebenden, vermoderten Klavierflügel samt Pianisten. Hier versteckt sich die sonst spießige, großbürgerliche Gesellschaft hinter Masken und lässt die Sau raus. Schrill sind die Kostüme, mit Männern teils in Frauenkostümen und umgekehrt. Auch Orlofsky ist in seiner Robe halb Frau und halb Mann. Im letzten Akt verwandeln sich die Puppenzellen in Gefängniszellen.

Ungemein spielfreudig agiert und singt das Ensemble, wovon einige auch schon in Bonn dabei waren: So ist Johannes Mertes ein selbstverliebter, herrlich durchtriebener Eisenstein mit kraftvollem, höhensicherem Tenor, Cornelia Horak eine vitale Rosalinde mit leuchtendem Sopran. Marie Heeschen verfügt als Adele über einen federleichten Sopran und versprüht ebenso viel Spielwitz. Daniel Ohlenschläger als Gefängnisdirektor Frank beeindruckt mit profundem Bass. David Jagodic singt und stottert sich gekonnt als Advokat Dr. Blind durch den Abend. Giorgos Kanaris gefällt als schönstimmiger Dr. Falke als Strippenzieher stets im Fledermauskostüm. Roman Payer im kecken Leopardenunterhöschen singt den Alfred mit Schmelz und mit etwas zu viel Tremolo. Melissa Zgouridi als Prinz Orlofsky hört man mit dunklem Mezzo, Júlia Bányai als leichtstimmige Ida. Tadellos singt der auch schauspielerisch stark geforderte Chor und Extrachor des Stadttheater Klagenfurt (Einstudierung: Günter Wallner).

Christoph Wagner-Trenkwitz als Gefängnisdiener Frosch grantelt als „echter Alkoholiker“ über die Gelegenheitstrinker und ätzt gekonnt über Politik, die Wiener und die Deutschen.

Spritzig, funkelnd, exakt, mit Leichtigkeit und zugespitzten Tempi erlebt man das Kärntner Sinfonieorchester unter dem stets animierenden Chefdirigenten Nicholas Milton, das zusätzlich auch noch mit dem „Radetzkymarsch“ aufwartet.

Stehende Ovationen, speziell für Aron Stiehl als er die Bühne betritt.

Dr. Helmut Christian Mayer

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